Der ständige Lärm von Autos ist gefährlich fürLunge, Herz und Hüfte. © ssuaphoto / iStock / Getty Images Plus

Luftverschmutzung | Verkehr

LÄRM- UND LUFTVERSCHMUTZUNG MACHEN KRANK UND DICK

Straßenlärm, kreisende Flugzeuge – einen Moment der absoluten Stille haben die meisten von uns schon lange nicht mehr erlebt. Mal davon abgesehen, dass die ständige Geräuschkulisse nervt, ist sie auch noch gefährlich für Herz, Lunge und Hüfte.

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Diese Aussage untermauern drei Teilprojekte einer großen Schweizer Studie. Der Datenwissenschaftler Harris Héritier und sein Team haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie Luft- und Lärmverschmutzung und herzinfarktbedingte Todesfälle zusammenhängen. Die Ergebnisse zeigen, dass pro zehn Dezibel Schalldruckanstieg des Verkehrslärms auch das Herzinfarktrisiko der Menschen, die dem Lärm ausgesetzt sind, zwischen zwei und dreieinhalb Prozent ansteigt. Im Gegensatz zum Schalldruck spielte die Luftqualität bei der Erkenntnis nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist es so, dass Menschen, die beidem, also Lärm und Luftverschmutzung ausgesetzt sind, ein noch höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt zu erleiden. Hierfür hat das Team die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Werte sowie die Lärmbelästigung am Wohnsitz von mehr als vier Millionen Schweizern ausgewertet.

Doch nicht nur das Herz ist betroffen. Auch für die Lunge ist der Lärm von Flugzeugen, Zügen und Autos schädlich. In einer weiteren Untersuchung wurden 7049 Probanden über ihre Atemwegsbeschwerden und Asthmaerkrankungen befragt. Zudem sollten die Probanden anhand einer Elf-Punkte-Skala aufzeigen, wie sehr sie sich vom Verkehrslärm belästigt fühlen. Die laute Geräuschkulisse und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen führen bei Asthmatikern häufiger zu Exazerbationen. Vermehrt tritt es sogar bei Menschen auf, deren Asthma-Erkrankung erst im Erwachsenenalter festgestellt wurde. Dr. Ikenna C. Eze und ihre Kollegen schlussfolgern daraus, dass sowohl psychische als auch physiologische Reaktionen auf Lärm ernstzunehmende Konsequenzen für die Atemwege haben.

Und auch am Gewicht geht der Lärm und die Luftverschmutzung nicht spurlos vorbei. In einer weiteren Untersuchung, die von Dr. Maria Foraster und ihren Kollegen durchgeführt wurde, konnte signifikant nachgewiesen werden, dass Straßenlärm mit Adipositas beziehungsweise Fettleibigkeit zusammenhängen. Hierfür hatten die Forscher neben dem BMI auch den Taillenumfang von 3796 Probanden ermittelt und mit den Fünf-Jahres-Durchschnittswerten für die Lärmbelästigung der Teilnehmer in Verbindung gebracht.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Héritier H et al. Eur Heart J 2018; online first; Eze IC et al. Environ Int 2018; 121: 741-750; Foraster M et al. Environ Int 2018; 121: 879-889 aus Medical Tribune, 53. Jahrgang, Nr. 47; 23. November 2018, 27

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