Sicher beraten bei Muskelbeschwerden
18 Minuten
- 1Einführung
- 2Muskulaturentwicklung
- 3Sport & Muskulatur – Teil 1
- 4Sport & Muskulatur – Teil 2
- 5Beratung
- 6Fortbildung
01. Oktober 2022
Sportler Jugendliche und fitte Erwachsene entscheiden sich meist irgendwann für eine Sportart, die sie intensiv betreiben wollen. Wer sich neu für einen Sport entscheidet, sollte jedoch langsam mit dem Training beginnen. Besonders großer Ehrgeiz zum Start stellt ein Verletzungsrisiko dar. Erschöpfung, Überanstrengung und Verletzungen der Bänder oder Muskeln drohen.
Auch jüngere Menschen sollten einen Gesundheits- und Leistungscheck vornehmen lassen, wie es in vielen Fitness-Studios auch gemacht wird. Insbesondere Personen mit chronischen Erkrankungen bedürfen einer medizinischen Untersuchung vor der ersten Belastung. Einige wichtige Grundsätze sind für ein ausgewogenes gesundheitsbezogenes Training zu beachten: Der Sport beginnt mit dem Aufwärmen der Muskulatur. Ist die Körpertemperatur um ein bis zwei Grad gesteigert, ist ein spezifisches Dehnen der zu beanspruchenden Muskelgruppen sinnvoll.
Die Aufwärmphase beträgt je nach Sportart etwa zehn Minuten und mehr, wenn eine größere Belastung bevorsteht. Nach der eigentlichen Belastungsphase, bei der immer auch die Gegenspieler (zum Beispiel Bizeps und Trizeps) der Muskelgruppen trainiert werden, sollte der Sportler mit einer Entspannungsphase die Muskeln dehnen und lockern, so wird auch dem Muskelkater vorgebeugt. Ein Freizeitsportler sollte zwei- bis dreimal pro Woche seinen Sport treiben.
Die beanspruchte Muskulatur benötigt etwa 48 Stunden, um sich wieder zu regenerieren. Mit regelmäßigem Training und einer moderaten Steigerung der Belastung lässt sich ein Muskelaufbau in Masse und Kraft erzielen. Sportwissenschaftler geben an, dass bereits das Training ein- bis zweimal pro Woche mit einer Dauer von 45 bis 60 Minuten zu Effekten einer Muskelerhaltung führen. Junge Sportler, deren Ziel ein möglichst rascher Muskelaufbau ist, fragen in der Apotheke möglicherweise nach Supplementen zur Unterstützung.
Hier sollten Sie zurückhaltend bleiben und auf eine ausgewogene proteinreiche Ernährung hinweisen. Teure Proteinpulver zum Muskelaufbau sind kritisch zu bewerten. Eindeutige wissenschaftliche Belege fehlen, sodass es immer noch unklar ist, ob und in welcher Form Proteinsupplemente den Muskelaufbau besser fördern als Proteine aus der Nahrung.
Einige Produkte enthalten Zusatzstoffe und gaukeln den Konsumenten vor, dass damit die sonstige Ernährung unwichtig ist – eine Fehleinschätzung. Allerdings scheinen Proteine aus tierischen Quellen einen größeren Effekt auf den Muskelaufbau zu haben als pflanzliche Eiweiße wie Soja. Erwachsene sollten täglich 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zuführen.
Schwangere und Stillende haben wie Sportler einen höheren Bedarf. Leistungssportler benötigen etwa die doppelte Proteinmenge eines normalen Erwachsenen. Wichtig ist, dass Sportlern in der Apotheke Präparate mit Spurenelementen, Vitaminen und Mineralstoffen angeboten werden. Hier sind insbesondere Magnesium-, Eisen- und Calciumsupplemente zu nennen. Aufgrund der Belastung und Schweißbildung besteht ein erhöhter Bedarf an diesen Elektrolyten.
Der Aufsteh-Test Dies ist ein einfacher Test, um die Muskulatur im Alter zu überprüfen: mit verschränkten Armen auf einen Stuhl setzen, aufstehen und wieder hinsetzen. Das Ganze fünfmal wiederholen. Wer mehr als zehn Sekunden benötigt, hat möglicherweise zu wenig Muskelkraft.
Verkatert Nach einer intensiven Wanderung, einer anstrengenden Fahrradtour oder dem ersten Training im neuen Fitnessstudio stellt sich bei den meisten Sportlern, die über ihre normale Belastungsgrenze hinausgegangen sind, der typische, aber harmlose Muskelkater ein. Die Beanspruchung verursacht tief im Muskel, dort wo sich die Aktin-Stränge verzweigen, mikroskopisch feine Faserrisse, die Wasser in das Gewebe eindringen und dieses anschwellen lassen.
Diese Schwellung erzeugt den bekannten Schmerz. Eine vermehrte Milchsäurebildung im Gewebe durch anaerobe Prozesse wird immer wieder genannt, ist aber nicht die Ursache des Muskelkaters. In der Regel klingen die Beschwerden nach wenigen Tagen wieder ab. Lockerungsübungen, Wärme und Wechselduschen zur Anregung der Durchblutung können die Muskelbeschwerden lindern.
Nicht zu empfehlen sind Schmerzmittel prophylaktisch oder während des Sports einzunehmen. Bei starker Belastung setzt der Körper die Durchblutung im Magen-Darm-Trakt und den Nieren herunter. NSAR beeinträchtigen zusätzlich die Nierenfunktion und es besteht die Gefahr, dass Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt durcheinandergeraten und der Sportler mögliche Warnsymptome einer Überanstrengung nicht spürt.
Gerissen Ein stechender plötzlich auftretender Schmerz, der auch nach mehrtägiger Schonung der Muskulatur nicht abklingt, deutet auf einen Muskelfaserriss hin. Hierbei sind einzelne oder mehrere Muskelfasern in Folge der Überbeanspruchung gerissen. Bei diesem Abriss, zum Beispiel bekannt bei Verletzungen im Fußball, schießt direkt Blut in das umliegende Gewebe. Bei Leistungsportlern oder Fußballern sind meistens die Oberschenkel oder die Waden betroffen.
Das erste, was zu tun ist, ist die betroffenen Gliedmaßen zu kühlen, hochzulegen und ruhigzustellen. Ist nur ein kleiner Teil der Muskelbündel gerissen, sprechen Mediziner auch von einer Muskelzerrung. Diese kann durch vorsichtige Mobilisierung und Dehnung kombiniert mit Kühlung gut behandelt werden. Der Arzt kann auch Physiotherapie verordnen, wodurch mit gezielten Funktionsübungen der betroffene Muskel langsam wieder beansprucht wird.
Auch Tape-Verbände können sinnvoll sein. Die Heilung eines Muskelfaserrisses dauert je nach Schweregrad mehrere Wochen. In der Regel sollte eine Sportpause von zwei bis sechs Wochen eingelegt werden, bei einem umfangreichen Muskelriss auch länger.
Geprellt Meistens harmlos ist die Muskelprellung, die nach stumpfer Gewaltanwendung mit Hämatomen auftritt. Nach der Stoßeinwirkung entstehen Einblutungen in das umgebende Gewebe und rufen die typischen blauen Flecke hervor. Das Gewebe sollte in der akuten Situation nicht erwärmt und massiert werden, um die Einblutungen nicht noch durch eine Gefäßerweiterung zu verstärken. Leichte Blutergüsse kann der Betroffene mit Verbänden mit essigsaurer Tonerde, Salben mit Arnica- oder Beinwellextrakten topisch behandeln.
Auch Diclofenac- oder Salicylsäure-haltige Gele haben gute abschwellende und analgetische Effekte. Tiefer liegende Hämatome sind äußerlich nur an der Schwellung, die oftmals sehr schmerzhaft ist, zu identifizieren. Gegen stärkere Schmerzen wirken orale nichtsteroidale Antirheumatika, wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen symptomatisch. Abschwellend wirken orale enzymhaltige Präparate zum Beispiel mit Bromelain, Rutosid oder Trypsin.
Bromelain ist ein Gemisch aus zwei Enzymen und wird aus der Ananas gewonnen. Laut Zulassung ist es für die Behandlung von akuten Schwellungszuständen nach Verletzungen oder Operationen geeignet. Ausreichend hoch dosierte Enzympräparate vermindern die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen. Deshalb gilt: Die Einnahme sollte so zeitnah wie möglich nach der Verletzung erfolgen, damit Schwellungen so gut es geht gestoppt werden. Auch ein homöopathisches Komplexmittel aus Arnika, Beinwell, Echinacea, Calendula und Hamamelis soll eine gute Wirkung bei Traumen und Hämatomen haben.