Mädchen mit blonden Zöpfen putzt Zähne
Soll der Fluoridgehalt in Kinderzahnpasta erhöht werden oder nicht? Über diese Sachfrage streiten sich zurzeit die Experten. © Henglein and Steets / Cultura / Getty Images

Karies | Zahnschmelz

WIEVIEL FLUORID BRAUCHEN KINDERZÄHNE?

Die Karieszahlen bei älteren Kindern und Jugendlichen sind deutlich zurückgegangen – das liegt am breiten Einsatz von Fluorid im Kindesalter. Doch wann soll man das Mineral am besten zuführen? Und vor allem: wie?

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Dass die Menge an Fluorid, das in den ersten Lebensjahren zugeführt wird, über die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes entscheidet, ist unbestritten. Weil man das flächendeckend eingeführt hat, ist auch unser Gebiss gesünder geworden – unter anderem. Natürlich kommt hinzu, dass dem ständigen Flaschennuckeln gesüßter Getränkte, zuckerlastiger Ernährung und mangelhafter Mundhygiene der Kampf angesagt wurde.

Doch wie macht man es nun richtig? Wissenschaftliche Gesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund-und Kieferheilkunde (DGZMK) und die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) sowie die Deutsche Gesellschaft und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin sind da unterschiedlicher Meinung.

Die Akademie plädiert dafür, Babys im ersten Lebensjahr einmal täglich ein Kombinationspräparat aus 0,25 Milligramm Fluorid und Vitamin D zu verabreichen. Mit der Zahnpflege sollten Eltern starten, wenn die ersten Zähnchen durchbrechen; dazu empfehlen sie eine Kinderzahnpasta ohne Fluorid. Erst wenn das Kind in der Lage ist, nach dem Zähneputzen die Zahnpasta auszuspucken, sollten Zahncremes mit maximal 0,05 Prozent Fluorid (500 ppm) zum Einsatz kommen. Ab diesem Zeitpunkt sollte auch die orale Substitution von Fluorid und Vitamin D enden.

DGZMK und DGKiZ empfehlen dagegen, Fluoride besser lokal, also direkt am Zahn, anzuwenden anstelle es oral einzunehmen. Fluoride wirkten nämlich in erster Linie durch direkten Kontakt mit der Zahnhartsubstanz karieshemmend.

Laut den beiden Gesellschaften müssten vor dem sechsten Lebensmonat überhaupt keine Fluoride ergänzt werden. Man sollte vielmehr ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns Kinderzahnpasten mit 500 ppm Fluorid verwenden, am besten ohne Frucht- oder Bonbongeschmack. Denn schmeckt eine Zahnpasta für das Kind lecker, verschluckt es sie auch, und das ist nicht gut.

Mehrere Fachgesellschaften fordern nun seit kurzem, den Fluoridgehalt in den Kinderzahnpasten zu erhöhen – ab Durchbruch des ersten Milchzahnes auf 1000 ppm. Vom zweiten bis zum sechsten Geburtstag soll die Dosis sogar auf 2000 ppm steigen. Anlass für die neuen Empfehlungen war die Tatsache, dass der allgemeine Trend zum Kariesrückgang im Milchgebiss zu den bleibenden Zähnen deutlich geringer ausfällt. Außerdem hatte sich der Wirknachweis für Zahnpasten mit geringerer Fluoridkonzentration als wackelig dargestellt. Die internationale Empfehlung besteht also in einer höheren Dosierung für Kinder bis zum Einschulalter.

Nur in einem sind sich alle einig: Kinder ab sechs Jahren können während des Wechsels von Milch- auf bleibende Zähne bereits Erwachsenen-Zahncremes benutzen. Das sind dann solche, die einen Fluoridgehalt von 01 bis 0,15 Prozent (1000 bis 1500 ppm) aufweisen. Daneben sollte zum Kochen und Backen fluoridiertes Speisesalz zum Einsatz kommen. Fluoridlacke und –gele seien hingegen nicht nötig, es sei denn, der Zahnarzt ordne dies ausdrücklich an.

In diesem Zusammenhang stellten die Experten außerdem fest, dass eine Fluoridgabe bei der „neuen Volkskrankheit“, der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), nicht sinnvoll sei. Die Fehlmineralisation, die die Zähne bereits beim Durchbrechen verfärbt und bröckelig macht, baut den Zahn von vornherein falsch auf und ist keineswegs auf mangelhafte Zahnpflege oder fehlendes Fluorid zurückzuführen. Bis zu 15 Prozent der Kinder und bis zu 30 Prozent der Zwölfjährigen sollen laut DGZMK bereits an dieser Störung leiden.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

×