Eine Portion Miso-Suppe in einer traditionellen Schale.
Miso-Suppe findet sich auch in Deutschland auf vielen Speisekarten. © ahirao_photo / iStock / Getty Images Plus

Ernährung | Japan

WER FERMENTIERTES SOJA ISST, LEBT LÄNGER

Essen Sie gern Miso-Suppe? Dann herzlichen Glückwunsch: Ihr Sterberisiko ist deutlich niedriger das von Leuten, die lieber gebratenen Tofu essen. Woran das liegt, das fanden Forscher des Nationalen Krebszentrum in Tokio jetzt heraus.

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Pflanzliche Alternativen zu Fleisch erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – und Soja ist hier ganz vorn dabei. Doch ist die Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler tatsächlich so gesund? Einige Studien sprechen dafür: Bestimmte Inhaltsstoffe sollen sich positiv auf die Gesundheitswerte auswirken. So soll Soja unter anderem erhöhten Cholesterinwerten und Übergewicht vorbeugen. Ob dies wirklich stimmt, ist aber noch nicht ganz bewiesen.

Forscher um Ryoko Katagiri wollten es ganz genau wissen und verpackten ihre Fragen in eine handfeste Studie. Sie werteten die Daten von 42 750 Männern und 50 165 Frauen aus Japan im Alter zwischen 45 und 74 aus. In dem asiatischen Land gehört der Konsum von Soja ganz selbstverständlich zur Tradition – auch fermentierte Sojavarianten wie Miso und Natto stehen dort regelmäßig auf dem Speiseplan. Abhängig von Lebensstil, Ernährungsgewohnheiten und Gesundheitszustand der Probanden machten sich die Forscher 15 Jahre lang daran, Sterberisiko und –grund der Probanden zu evaluieren.

Die Untersuchung enthüllte: Für den Gesamtverzehr von Soja zeigte sich kein Zusammenhang mit dem Sterberisiko. Ganz anders jedoch, wenn der Konsum fermentierter Sojaprodukte untersucht wurde: Unter den Studienteilnehmern, die die zum größten Teil diese Lebensmittel verzehrten, war das Mortalitätsrisiko insgesamt zehn Prozent niedriger als bei jenen, die kaum solche Produkte aßen. Bei Natto – aus gekochten Sojabohnen und fermentierenden Heubazillen – gab es zudem einen deutlichen Zusammenhang zur Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Erkrankungen: Wer viel davon aß, starb seltener an Herzinfarkt und Co. Jedoch: Ein Zusammenhang zwischen der Sojaaufnahme und der krebsbedingten Mortalität ließ sich aus den Daten nicht ablesen.

„Diese große prospektive Studie aus Japan zeigt, dass eine höhere Aufnahme fermentierter Sojaprodukte wie Natto und Miso mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko assoziiert ist“, konstatieren die Wissenschaftler. Dieser Zusammenhang bleibt auch dann noch bestehen, nachdem der Gemüsefaktor (wer mehr fermentierte Sojaprodukte isst, verzehrt auch mehr frisches Gemüse) herausgerechnet worden war. Doch warum? Eine mögliche Erklärung ist nach Ansicht des Teams, dass diese Lebensmittel mehr Ballaststoffe, Kalium und andere Komponenten enthalten als ihre nicht fermentierten Entsprechungen.

Jetzt bleibt noch die Frage, ob das fermentierte Soja tatsächlich ursächlich für diesen Effekt verantwortlich ist. Weitere Studien seien da nötig. Kayo Kurotani und Hidemi Takimoto vom Nationalen Institut für Gesundheit und Ernährung in Tokio glauben, dass der gesundheitsfördernde Effekt mancher fermentierter Sojaprodukte sogar unterschätzt worden ist. Denn zum Zeitpunkt des Studienbeginns vor 15 Jahren hat Miso beispielsweise noch deutlich mehr Salz enthalten als heute und könnte daher schädlicher für den Organismus gewesen sein.

Bleibt da nur noch ein Problem: Die fermentierten Produkte, von denen hier die Rede ist, haben für westliche Nasen teilweise einen absonderlichen Geruch und sind von der Konsistenz her schleimig - was sie beides nicht besonders verlockend macht. Die Wissenschaftler formulieren es diplomatisch: „Gegebenenfalls ist es sinnvoll, fermentierte Sojaprodukte zu entwickeln, die den öffentlichen Geschmack besser treffen.“ – denn nicht einmal in Japan mögen alle deren vergorenes Odeur. „Dieses Bestreben sollte gemeinschaftlich erfolgen und nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Lebensmittelindustrie und politische Entscheidungsträger beteiligen“, lautet ihr Fazit.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: wissenschaft.de

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