Ein Kalender, indem der Eisprung markiert ist.
Bei Frauen verraten die Hormone oder aber die Körpertemperatur, wann sie besonders fruchtbar sind – es ist nicht augenscheinlich. © Andrii Zastrozhnov / iStock / Getty Images Plus

Fertilität | Frauengesundheit

WARUM DER EISPRUNG DER FRAU VERSTECKT IST

Bei Frauen ist es, im Gegensatz zu den meisten weiblichen Tieren, nicht offensichtlich, wann sie fruchtbar sind. Da stellt sich die Frage: Welchen evolutionären Nutzen hat der versteckte Eisprung? Mithilfe eines Computermodells testeten Forscher verschiedene Hypothesen.

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Eine gängige Erklärung, warum die fruchtbare Phase der Frau sozusagen undercover stattfindet, war bisher, um Paarbeziehungen zu festigen. Die sogenannte „Male Investment“-Hypothese besagt, dass der Mann möglichst viele Nächte mit einer Frau verbringen musste, um seine Fortpflanzungschancen zu erhöhen – Warum? Weil er nicht sicher sein konnte, zu welchem Zeitpunkt die Frau fruchtbar war. Diese Hypothese ist allerdings noch nicht empirisch überprüft.

Geht es gar nicht um die Männer?
„Die bisherige Forschung hat sich weitgehend darauf konzentriert, welche Vorteile Frauen hatten, wenn sie ihren Eisprung vor Männern verbergen“, so die Forscher aus dem Team um Jaimie Arona Krems von der Oklahoma State University. Deswegen haben sie nun eine alternative Hypothese aufgestellt und getestet: Dass Frauen Vorteile dadurch erlangt haben könnten, wenn sie ihren Eisprung vor anderen Frauen verborgen haben. Zur gleichen Zeit erforschte Co-Autorin Athena Aktipis von der Arizona State University die weibliche Sozialität. „Dabei fiel mir auf, dass Frauen gegen andere Frauen aggressiv sein könnten, die Hinweise auf den Eisprung zeigen, was dann einen Vorteil für das Verbergen des Eisprungs bedeuten würde.“

Programmierte Agenten
Um diese Annahme zu überprüfen, haben die Forscher eine sogenannte agentenbasierte Modellierung entwickelt. Dabei werden Individuen durch sogenannte Agenten repräsentiert, deren Verhalten programmiert und analysiert wird. Jedes Individuum folgt nach der Programmierung einem bestimmten Satz von Regeln und kann mit anderen Individuen und mit der Umwelt interagieren.

Die männlichen Individuen im Modell unterschieden sich in Bezug auf ihre Promiskuität. Auf der einen Seite waren promiskuitive Männer ein Teil der Modellierung, also solche, die keine festen Partnerschaften mit Frauen eingingen, damit sie nicht bei der Aufzucht der Kinder helfen mussten. Zum anderen Männer, die nicht promiskuitiv waren. Diese blieben in der Nähe der Frauen, um Ressourcen zu teilen und zukünftige Kinder zu unterstützen. Die simulierten Frauen hatten entweder physische Anzeichen, die anzeigten, wann sie ihren Eisprung hatten, oder der Eisprung fand versteckt statt. Im Laufe der Simulation interagierten Frauen und Männer miteinander und hatten die Möglichkeit, sich fortzupflanzen und Partnerschaften zu bilden.

Fazit: Das Modell zeigte, dass Frauen mit verstecktem Eisprung mehr Kinder bekamen, Konflikte mit anderen Frauen vermieden und erfolgreicher bei der Bildung von Elternbeziehungen mit Männern waren.

Zusätzlich testeten Krems und Kollegen auch die Male-Investment-Hypothese. Dafür haben sie in ihrem Modell aggressive Interaktionen zwischen Frauen unterbunden. Hier zeigte sich, dass Frauen mit verstecktem Eisprung kaum Vorteile gegenüber denen hatten, deren fruchtbare Tage deutlich erkennbar waren. Somit unterstützt dieses Ergebnis die neu aufgestellte Hypothese der weiblichen Rivilität. Dennoch kann nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden, dass weibliche Rivalität tatsächlich der Grund war, warum sich der versteckte Eisprung evolutionär entwickelt hat.

„Frauen sehen sich immer wieder mit einigen einzigartigen Herausforderungen konfrontiert – vor allem in ihren Interaktionen mit anderen Frauen. Diese Arbeit beruht darauf, diese Idee ernst zu nehmen. Wenn wir das tun, denke ich, werden wir mehr lernen, nicht nur über die weibliche Psyche, sondern über menschliche Psyche“, sagt Krems.

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Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/foerderte-weibliche-rivalitaet-den-versteckten-eisprung/
Jaimie Arona Krems (Oklahoma State University) et al., Nature Human Behavior

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