Diäten
UMDENKEN GEFORDERT
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Zauberformel Energiedichte Da die Studien der letzten Jahre gezeigt haben, dass verschiedene hypokalorische Kostformen gleichermaßen zum Ziel führen, räumen aktuelle Empfehlungen persönliche Ernährungsvorlieben bei der Diätwahl ein. Es kommt nicht auf die Makronährstoffzusammensetzung (Fett, Kohlenhydrate, Protein) an, denn für das Abnehmen ist es unerheblich, aus welcher Quelle die Energie stammt. Vielmehr ist das Energiedefizit entscheidend. Um dennoch eine gute Sättigung zu erreichen, lautet das Motto nicht weniger, sondern anders zu essen, wobei für das Sättigungsgefühl das Volumen der Nahrung bedeutend ist.
Prinzipiell wird geraten, den Verzehr von Lebensmitteln mit hoher Energiedichte zu reduzieren und den mit geringer Energiedichte zu erhöhen. Zur Erläuterung: Die Energiedichte gibt an, wie viel Energie in einen Gramm oder Milliliter eines Lebensmittels stecken. Lebensmittel mit hoher Energiedichte enthalten pro Portion mehr Energie (Kalorien) als solche mit niedriger Energiedichte. Zu den energieärmeren Nahrungsmitteln zählen naturbelassene pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Getreide und Salat.
Von diesen können sättigende Mengen bei einer vergleichsweise geringen Energiezufuhr verzehrt werden. Süßigkeiten sowie tierische Fette und andere Lebensmittel mit hohem Fettanteil besitzen dagegen eine hohe Energiedichte und sollten seltener beziehungsweise nur in kleinen Mengen auf dem Speiseplan stehen. Zum Vergleich: Zwei Äpfel (250 g) oder ein fettarmer Joghurt (300 g) enthalten beispielsweise genauso viel Kalorien wie ein halbes Croissant (30 g). Oder anders herum betrachtet: Während 100 Gramm Erdnüsse fast 600 Kilokalorien aufweisen, schlagen 100 Gramm Vollkornbrot mit 200 Kilokalorien und 100 Gramm Kopfsalat lediglich mit zwölf Kilokalorien zu Buche.
Multimodaler Ansatz Nicht nur eine Ernährungsumstellung hilft beim Abnehmen. Grundlage jeder Maßnahme zur Gewichtsreduktion sollte ein Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sein. Wie Untersuchungen zeigen, ist die Kombination dieser drei Komponenten wirksamer als eine alleinige Ernährungstherapie. Ein multimodaler Ansatz kann das Körpergewicht senken und dauerhaft stabil halten. Ziel sind also nachhaltig angelegte Diätprogramme, die über das eigentliche Abnehmen hinausgehen.
Nach einer Gewichtsreduktion (Phase 1) wird eine langfristige Gewichtsstabilisierung (Phase 2) angestrebt. Dafür müssen die Lebensstiländerungen – wie regelmäßiges, gesundes Essen und ausreichende Bewegung – auch nach der Abnehmphase in den Tagesablauf integriert werden. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen helfen Strategien und Techniken zu entwickeln, die neues Ess- und Bewegungsverhalten dauerhaft in den Alltag implementieren.
Viel Bewegung Sportliche Aktivität führt nicht nur während der Bewegung zu einer vermehrten Verbrennung von Kalorien. Der Körper verbraucht nach sportlicher Aktivität auch in Ruhe mehr Kalorien, da mehr Muskelmasse vorhanden ist, die den Grundumsatz erhöht. Dabei wird in erster Linie zur Gewichtsabnahme ein Ausdauertraining empfohlen, da mit ihm der Energieverbrauch größer ist als bei einem Krafttraining.
Aber auch ohne Gewichtsverlust ist sportliche Aktivität ein wertvoller Baustein bei der Ernährungsumstellung. Bewegung ist mit verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen verbunden. So steigt die körperliche Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger Verbesserung der kardiovaskulären Risikofaktoren. Zudem kann Bewegung helfen, nach der Phase der Gewichtsreduktion das erreichte Gewicht zu stabilisieren.
Evaluierte Programme Die Wahl des Gewichtsreduktionsprogramms sollte sich nach der individuellen Situation des Betroffenen und den Therapiezielen richten. Ernährungsexperten raten, ein Programm auszusuchen, dessen Wirksamkeit klinisch belegt ist. Unter dem großen Angebot an Maßnahmen sind allerdings nur wenige wissenschaftlich evaluiert. Folgende Programme zählen dazu und werden in der Adipositas- Leitlinie empfohlen, wobei die beiden letzten Programme eine Formuladiät beinhalten:
- „Ich nehme ab“ (Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE)
- „Weight Watchers“
- „Abnehmen mit Genuss“ (AOK)
- „M.O.B.I.L.I.S.“
- „Bodymed“
- „Optifast-52“
„Ich nehme ab“ Hier handelt es sich um ein von der DGE konzipiertes verhaltenstherapeutisch ausgerichtetes Selbstmanagementprogramm, mit dem eine mäßige Senkung des Körpergewichts erreicht werden kann. Es beinhaltet eine ausgewogene Ernährungsweise analog der Empfehlungen der Fachgesellschaft und wurde für mäßig übergewichtige Personen ohne Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) konzipiert (BMI 25 bis 30).
Es wird aber auch bei Adipositas Grad I eingesetzt. In einer beratergestützten Anwendung führt das Programm nach einem Jahr zu einem mittleren Gewichtsverlust von 2,3 Kilogramm (Frauen) und 4,1 Kilogramm (Männer) bei gleichzeitiger Verbesserung der Nährstoffzusammensetzung. Bei Selbstdurchführung ohne professionelle Unterstützung beträgt der mittlere Gewichtsverlust 1,3 Kilogramm (Frauen).
Das „Weight Watchers“- Programm Es ermöglicht bei übergewichtigen und mäßig adipösen Personen eine mittlere Gewichtsreduktion von 3,0 bis 4,5 Kilogramm in zwölf Monaten. Neben dem Kalorienzählen wird über ein Punkte-System einzelnen Nahrungsmitteln abhängig von Zucker-, Fett- und Proteingehalt ein Wert zugeordnet. Der Teilnehmer kann mit dessen Hilfe seine Lebensmittel frei zusammenstellen.
In einer Studie mit deutscher Beteiligung an 772 Patienten mit einem durchschnittlichen BMI von 31,4 wurde das Weight Watchers-Programm über zwölf Monate mit einer definierten hausärztlichen Standardbehandlung verglichen. Der Gewichtsverlust war unter dem kommerziellen Programm etwa doppelt so hoch wie unter der hausärztlichen Standardbehandlung (5,1 versus 2,3 Kilogramm). Unerwünschte Nebenwirkungen wurden trotz des Vorliegens von Komorbiditäten nicht beobachtet.
„Abnehmen mit Genuss“ Dies ist ein verhaltensbasiertes ortsunabhängiges Gewichtsmanagementprogramm über sechs bis zwölf Monate, das die AOK ihren Versicherten anbietet. Über postalisch oder per Email übermittelte Ernährungstagebücher und Fragebögen zum Lebensstil wird mehrmals im Programmverlauf das Ess- und Bewegungsverhalten erfasst und ausgewertet. Basierend auf den persönlichen Angaben werden computergestützt fünf individuelle Beratungsbriefe mit persönlichen Trainingsempfehlungen generiert.
Eine programmbegleitende Betreuung per Teilnehmerdienst (Telefon und Email), individualisierte Informationen sowie Teilnehmerforen gehören ebenfalls zum Programm. Die Wirksamkeit des Programms ist durch eine aktuelle Auswertung von 46 000 Teilnehmern mit einem durchschnittlichen BMI von 31 belegt. Dabei betrug die Gewichtsreduktion in zehn Monaten im Mittel 2,2 Kilogramm (Frauen) beziehungsweise 2,9 Kilogramm (Männer), resultierend aus einer Dropout-Rate von 51 Prozent.
Das „Bodymed“-Programm Es wird überwiegend in Arztpraxen angeboten. Es basiert auf einer Mahlzeitenersatzstrategie, bei der anfänglich zwei Hauptmahlzeiten pro Tag durch Formulaprodukte ersetzt werden, womit ein Gewichtsverlust von zehn Prozent erreicht werden kann. Danach wird zur Gewichtserhaltung nur noch eine Hauptmahlzeit durch ein Formulaprodukt ausgetauscht.
Zusätzlich werden die Teilnehmer in den Praxen in unterschiedlichem Umfang ernährungs- und bewegungstherapeutisch beraten. In einer retrospektiven Analyse ließ sich bei Teilnehmern ausgewählter Praxen mit einem durchschnittlichen BMI von 33,4 innerhalb von zwölf Monaten eine mittlere Gewichtsabnahme von 9,8 Kilogramm erreichen.
Das „M.O.B.I.L.I.S.“-Programm Dabei handelt es sich um ein einjähriges multidisziplinäres Programm, das für adipöse Personen mit einem BMI von 30 bis 40 entwickelt und evaluiert wurde. In diesem Programm steht die Steigerung der körperlichen Bewegung im Vordergrund. Zudem werden Ernährungsumstellung und Verhaltensmodifikation vermittelt. Die 1-Jahres-Ergebnisse zeigen bei Teilnehmern mit einem durchschnittlichen BMI von 35,7 einen mittleren Gewichtsverlust von 5,0 Kilogramm (Frauen) beziehungsweise 5,9 Kilogramm (Männer) mit entsprechender Besserung von Komorbiditäten.
Kalorien, die zum Frühstück aufgenommen werden, sind nicht günstiger als später am Tag zugeführte. Jede Kalorie zählt zur Gesamtenergieaufnahme.
Das „OPTIFAST-52“-Programm Es wurde für Personen mit einem BMI über 30 und Komorbiditäten entwickelt. Es beinhaltet anfänglich eine niedrig kalorische Formuladiät (ca. 850 kcal pro Tag) über einen Zeitraum von zwölf Wochen. Währenddessen und danach (insgesamt über zwölf Monate) wird ein intensives multiprofessionelles Coaching-Programm zur Lebensstiländerung durchgeführt.
In einer retrospektiven Analyse von 8296 Programmteilnehmern in Deutschland von 1999 bis 2007 mit einem mittleren Ausgangs-BMI von 40,8 erzielten Frauen einen mittleren Gewichtsverlust von 15,2 Kilogramm und Männer von 19,6 Kilogramm mit gleichzeitiger deutlicher Besserung kardiovaskulärer Risikofaktoren.
Viele Diäten mehr Neben diesen evaluierten und in der Adipositas-Leitlinie empfohlenen Programmen tummelt sich noch eine große Anzahl weiterer Diätvorschläge auf dem Markt. Nachfolgend wird eine kleine Auswahl von Abnehmprogrammen vorgestellt, über die immer wieder zu hören oder lesen ist. Darunter finden sich viele einseitige Diäten, die von den Ernährungsexperten kritisch betrachtet werden.
Mit ihnen sind zwar anfangs oftmals gute Abnehmerfolge zu erzielen. Allerdings sind sie mit einer unausgewogenen Nährstoffzufuhr und strikten Ernährungsregimes verknüpft, sodass sie sich nicht für eine längerfristige Anwendung eignen. Von Nachteil ist zudem die meist fehlende wissenschaftliche Grundlage. Zum anderen sind auch Diätkonzepte darunter, die zwar nicht in den Adipositas- Leitlinien aufgeführt sind, aber von Ernährungsexperten positiv beurteilt werden und daher hier bei der Vorstellung nicht fehlen sollen.
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„Umdenken gefordert”