Blutspenden werden händeringend gesucht – immer. Dies gilt jedoch im Besonderen für seltene Blutgruppen. © Moussa81 / iStock / Getty Images Plus

Transfusionsmedizin | Spenderblut

SELTENE BLUTGRUPPE – UND JETZT?

Täglich retten Blutkonserven Leben. Aber was, wenn der Patient eine seltene Blutgruppe hat? Das bedeutet auch, es gibt seltener passende Spender. Bei der Gabe von Blut einer „falschen“ Gruppe, könnten Antikörper-Reaktionen resultieren. Neue molekularbiologische Methoden sollen helfen.

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Neben der Bluttransfusion bei akutem Blutverlust zum Beispiel nach einem Unfall oder einer Operation, können manche Menschen auch auf eine langfristige Gabe von Spenderblut angewiesen sein. Beispielsweise bei chronischen Blutkrankheiten oder Blutbildungsstörungen (Anämien, Agranulozytose, Hämoblastosen). Dabei wird nur noch selten Vollblut gegeben, sondern eher die einzelnen aus Spenderblut hergestellten Blutprodukte, wie zelluläre Produkte (Erythrozyten- oder Thrombozytenkonzentrate) oder nur Plasma bei Mangel von Plasmaproteinen. Würden die verschiedenen Blutgruppenmerkmale (Rhesus-Faktor, Blutgruppe) bei einer Transfusion nicht beachtet werden, käme es zu einer lebensbedrohlichen immunologischen Reaktion auf das fremde Blut. Die Aufgabe von Transfusionsmedizinern ist es daher, zu jeder Zeit das passende Blut parat zu haben.

„Es gibt bestimmte Blutgruppen-Konstellationen, sogenannte seltene Blutgruppen, die in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von unter 1:1000 auftreten. Manche Blutgruppeneigenschaften, wie zum Beispiel die Blutgruppe Bombay (0h), kommen so selten vor, dass überhaupt nur wenige Blutspender bekannt sind“, erklärt Professor Dr. med. Harald Klüter, Transfusionsmediziner an der Universitätsmedizin Mannheim und Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Immunologie des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg – Hessen, die spezielle Situation bei Patienten mit seltenen Blutgruppen. Die Suche nach einem geeigneten Produkt gestaltet sich dabei natürlich bei einer chronischen Krankheit als besonders schwierig – es wird ja dauerhaft und dabei in gleichbleibender Qualität benötigt. „Unter Umständen gleicht die Suche nach dem passenden Spender der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen, vor allem dann, wenn die Chance für einen passenden Spender unter 1:10 000 liegt“, sagt Klüter.

Neue molekularbiologische Methoden sollen nun dabei helfen, diese Patientengruppe besser zu versorgen. Diese Verfahren basieren auf der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) oder der direkten Sequenzierung des genetischen Codes. Dadurch konnten bereits bessere, charakteristische Testreagenzien für Antikörper geschaffen werden. Auch seltene Erythrozytenmerkmale der Patienten können so nachgewiesen werden. Bislang standen teilweise gar keine entsprechenden Reagenzien zur Verfügung. Die molekularen Methoden erlauben ebenfalls eine sogenannte Hoch-Durchsatz-Typisierung einer größeren Anzahl an Blutspendern. Wissenschaftler der Sektion „Seltene Blutgruppen-Immunhämatologie“ der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) bauten in verschiedenen Blutspendeeinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zudem ein Register auf, das es auf Anfrage ermöglicht, die Verfügbarkeit von passenden Blutspenden zu prüfen beziehungsweise einen passenden Spender zu ermitteln, der im Bedarfsfall nach einer Spende gefragt werden könnte.

Farina Haase,
Apothekerin/Volontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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