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Kalkschulter

SCHMERZEN IN SCHÜBEN

Eine Kalkschulter kann mit sehr unangenehmen Schmerzen einhergehen. Die gute Nachricht für betroffene Kunden: Oft heilt die Erkrankung von alleine wieder aus. Aber es braucht Zeit.

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Haare föhnen, Wäsche aufhängen, Fenster putzen, das T-Shirt über den Kopf ziehen sowie jede Bewegung, die den sogenannten Schürzengriff erfordert, erscheinen Menschen mit Kalkschulter fast unmöglich – schließlich ist das Schultergelenk für zahlreiche Bewegungsabläufe unerlässlich.

Hohe Belastung Konsultieren Kunden einen Facharzt und wird die Kalkschulter diagnostiziert, haben viele Patienten bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Sie klagen über Beschwerden, die von gelegentlichen Bewegungsschmerzen über schlaflose Nächte bis hin zu heftigen Schüben reichen. Kunden mit Kalkschulter empfinden es als besonders schmerz- haft, sich im Schlaf auf die erkrankte Schulter zu drehen. Die mangelnde Nachtruhe führt zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit am Tage, sodass die Lebensqualität Betroffener mitunter eingeschränkt sein kann.

Das beweglichste Gelenk im Körper Die Schulter setzt sich aus mehreren Teilgelenken zusammen. Das Hauptgelenk besteht aus dem Oberarmkopf und der Schulterpfanne, welche zum Schulterblatt gehört. Der Oberarmkopf wird durch einen Faserknorpelring, durch die Gelenkkapsel, die Bänder sowie durch die Rotatorenmanschette aus Sehnen und Muskeln in der Schulterpfanne zentriert. Da es sich bei der Schulter um ein Kugelgelenk handelt, ist die Bewegung in allen drei Ebenen und Achsen möglich. Bei der Kalkschulter, auch Tendinosis calcarea genannt, handelt es sich um eine Erkrankung im Bereich der Schultersehnen, wobei insbesondere die Supraspinatussehne betroffen ist.

Als Auslöser gilt eine verminderte Durchblutung der Rotatorenmanschette, sodass durch die Kristallisierung von Calciumsalzen an den Sehnenansätzen der Schulter Kalkablagerungen entstehen. Meistens tritt das Leiden im Lebensalter zwischen 40 und 50 Jahren auf, vorher erlittene Verletzungen der Schulter scheinen dabei keine Rolle zu spielen. Die Beschwerden bei einer Kalkschulter zeigen sich schleichend, Betroffene erwachen anfangs in der Nacht und nehmen Schmerzen wahr. Die Symptome verschlimmern sich innerhalb kürzester Zeit, besonders schwer fallen das Abspreizen sowie Drehbewegungen des Arms. Schmerzen bei Überkopfarbeit, beim Liegen auf der Stelle oder bei Belastungen, plötzliche Schulterbeschwerden und eine Bewegungsunfähigkeit des Arms sind typische Krankheitsanzeichen.

Mögliche Auslöser Die Verletzungs- und Verschleißanfälligkeit der Schulter ist besonders hoch, weil sie von Bändern, Muskeln und Weichteilen gehalten wird. Die Ursachen für die Entstehung der Kalkschulter sind nicht eindeutig geklärt, eine mangelnde Durchblutung scheint eine wesentliche Rolle zu spielen. Außerdem wird eine genetische Veranlagung zu einer schlechteren Durchblutung der Sehnenansätze an der Schulter als Trigger für die Kalkdepots angesehen. Eine weitere Annahme besagt, dass Sehnen- in Knorpelgewebe umgebaut wird, wobei ein Teil des Knorpels unter Umständen abstirbt, sodass sich Kalk einlagern kann. Möglicherweise kommen regelmäßige Überkopftätigkeiten im Sport oder Beruf als Risikofaktoren in Betracht.

Verschiedene Krankheitsphasen Es gibt vier Stadien, zwischen denen beim Krankheitsverlauf der Kalkschulter unterschieden wird: In der Phase der Zellumwandlung wird das Sehnengewebe in Faserknorpel umgebaut. Betroffene empfinden zu diesem Zeitpunkt noch keine Schmerzen. Im Stadium der Verkalkung stirbt das Knorpelgewebe teilweise ab und der Kalk lagert sich ein. Durch eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung lässt sich die Diagnose stellen, auch mittels Kernspintomografie, Szintigrafie oder Computertomografie ist die Tendinosis calcarea zu erkennen.

Das Kalkdepot kann beim Anheben des Arms zu einer Enge im Schulterdach führen, sodass die Sehnen sowie die Schleimbeutel gereizt werden. In der folgenden Phase der Resorption löst sich das Kalkdepot auf und es kommt zu einer starken Entzündungsreaktion mit Schmerzen. Befallen einzelne Kalkherde die Schleimbeutel des Schulterdachs, liegt eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) vor. Das Stadium der Reparatur ist dadurch gekennzeichnet, dass der Kalk sich auflöst, nur sehr selten treten im Anschluss Rezidive auf. Der Krankheitsverlauf ist nicht bei allen Betroffenen gleich, sondern kann in allen Stadien stagnieren, sodass die Beschwerden in ihrer Intensität von Patient zu Patient stark variieren.

Therapie Oft heilt die Kalkschulter innerhalb weniger Wochen oder Monate von alleine wieder aus. Meist ist es hilfreich, den schmerzenden Arm mit einer Armschlinge ruhigzustellen. Um akute Schmerzen zu lindern, erhalten Personen mit Kalkschulter kurzfristig Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder eine Injektion mit Cortison. Das Kühlen der Schulter reduziert außerdem die Beschwerden und lindert die Entzündung. Im Rahmen einer begleitenden Bewegungstherapie werden die Muskeln gestärkt, die den Oberarmkopf nach unten ziehen.

Auf diese Weise gibt man der Sehne mehr Raum, zusätzlich wird der Druck vom Schleimbeutel genommen. Auch die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) eignet sich zur Verbesserung der Tendinosis calcarae: Sie basiert auf dem physikalischen Prinzip eines Hochdruckimpulses in Form einer akustischen Welle, dadurch wird der Sehnenstoffwechsel angeregt, sodass sich der Kalkherd auflöst. Die Wirksamkeit der Behandlung ist wissenschaftlich belegt und wird von den Fachgesellschaften empfohlen.

Operation als letzte Option Bleibt die konservative Behandlung erfolglos, gilt die arthroskopische Entfernung des Kalkdepots als Alternative. Es handelt sich dabei in der Regel um einen relativ kleinen Eingriff, denn die Ablagerungen werden üblicherweise im Gewebe der Schultersehnen minimal-invasiv beseitigt. Demnach entstehen bei einem minimalen Infektionsrisiko nur kleine Wunden, die rasch abheilen. Nach dem chirurgischen Eingriff beginnen Betroffene am besten recht schnell mit gezielten Übungen, um die Beweglichkeit des Schultergelenks zu erhalten und die stabilisierende Muskulatur zu stärken.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/2020 ab Seite 84.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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