Serien Spoileralarm
PERCEPTION
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Professor Dr. Daniel Pierce (Eric McCormack) lehrt an der Lake Michigan Universität in Chicago Neurowissenschaften und seine Vorlesungen sind bei den Studenten sehr beliebt. „Realität ist ein reines Produkt Ihrer Phantasie“, erklärt der Professor ihnen regelmäßig. Pierces besonderes Talent besteht darin, sich in Gedanken und Verhaltensweisen anderer einzufühlen. Auf seine Mitmenschen wirkt er allerdings äußerst exzentrisch, denn er leidet an einer paranoiden Schizophrenie und ist häufig von Halluzinationen betroffen.
Aufgrund seiner speziellen Empathie ist Pierces Hilfe bei der Aufklärung mysteriöser Kriminalfälle sehr gefragt. Daher arbeitet er als Berater beim FBI und unterstützt dort seine ehemalige Studentin Kate Moretti (Rachel Leigh Cook). Diese zieht den Professor beispielsweise in der ersten Folge zu Rate, als sie den rätselhaften Tod des Geschäftsführers eines Pharmariesens aufzuklären hat. Das Opfer wurde mit eingeschlagenem Schädel gefunden, die Ehefrau hat den Mord gestanden. Allerdings zweifelt Moretti an der Geschichte, hält die Frau für psychisch krank und vermutet weitere Motive hinter der Tötung.
Pierce und Moretti arbeiten bei der Verbrechensbekämpfung als Duo sehr effektiv. Die Sache hat nur einen Haken: Oft erlebt der Professor Situationen, in denen er sich nicht sicher sein kann, ob sein derzeitiges Gegenüber überhaupt existiert. Doch gerade diese Halluzinationen geben ihm Hinweise, die sein Bewusstsein nicht auf direkte Weise erfasst. Manchmal hält er mit den Wahnvorstellungen, die er auch als solche erkennt, genervte Diskussionen. Beim Lösen von Kreuzworträtseln oder beim Hören von lauter, klassischer Musik gewinnt er meist die Fassung zurück.
Um den Alltag zu bewältigen, steht Dr. Pierce sein Lehramtsstudent Max Lewicki (Arjay Smith) zur Verfügung, der bei ihm wohnt, seine Termine plant und über alles Bescheid weiß. Mit seiner langjährigen Weggefährtin Natalie Vincent (Kelly Rowan) tauscht sich Pierce über Themen aus der Neurobiologie fachlich aus, sie ist jedoch nur eine imaginäre Freundin, die ihm immer wieder ans Herz legt, sich in Behandlung zu begeben.
Kenneth Biller („Smallville“) und Mike Sussman („Star Trek: Enterprise“) entwickelten die Serie um den verrückten Professor. Sie setzt sich aus drei Staffeln mit insgesamt 39 Episoden zusammen und wurde für den US-Kabelsender TNT produziert. Im November 2014 gab TNT nach der dritten Staffel die Einstellung der Serie bekannt. In Deutschland wurde sie im Bezahlfernsehen bei RTL Crime und später auf dem Sender VOX ausgestrahlt.
Der Volksmund hat offenbar recht: Eine Untersuchung konnte zeigen, dass besonders kreative Menschen ein sehr viel höheres Risiko haben an Schizophrenie zu erkranken.
Diagnose Schizophrenie Die Erkrankung gehört zu den endogenen Psychosen, die sich durch Realitätsverlust, Wahnvorstellungen und Störungen des Denkens, der Sprache und der Gefühlswelt kennzeichnen. Endogen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich die Problematik von innen heraus entwickelt, also ohne erkennbare körperliche Ursachen und ohne ein bestimmtes, vorausgegangenes Erlebnis. Fälschlicherweise wird häufig angenommen, dass eine Schizophrenie eine Persönlichkeitsspaltung sei oder eine verminderte Intelligenz vorliege – dem ist, wie man am Beispiel des Professors erkennt, nicht so.
Dr. Pierce verhält sich für Außenstehende zwar unsinnig und seine Handlungen sind oft schwer nachvollziehbar, doch sie sind auf Fehlwahrnehmungen und nicht auf einen niedrigen Intelligenzquotienten zurückzuführen. Bereits lange Zeit vor einer akuten Schizophrenie machen sich verschiedene Warnzeichen bemerkbar, die recht unspezifisch sind, sodass sie meist mit einer Psychose nicht in Verbindung gebracht werden. Betroffene können angespannt, nervös, niedergeschlagen oder lustlos sein und sich nur schwer konzentrieren.
Gelegentlich liegt eine verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Licht oder Geräuschen vor. Das Krankheitsbild einer Schizophrenie ist sehr vielfältig – zunächst differenziert man zwischen akuten und chronischen Phasen. Akute Krankheitsphasen kennzeichnen sich durch die sogenannte Positiv-Symptomatik, bei der Beschwerden vorhanden sind, die bei gesunden Menschen nicht vorkommen (Verfolgungswahn oder das Hören von Stimmen).
Im Gegensatz dazu ist die chronische Phase von der Negativ-Symptomatik geprägt, also von Defiziten der Emotionalität oder bestimmter psychischer Funktionen (sozialer Rückzug, Antriebsstörungen, Mangel an Emotionen und Interessen). Bei einer paranoiden Schizophrenie, wie sie bei Professor Pierce diagnostiziert wurde, handelt es sich um eine Erkrankung, die mit Halluzinationen und Ich-Störungen einhergeht. Letztere kennzeichnet sich durch das Verschwimmen der Grenzen zwischen Ich und der Umwelt, sodass Betroffene sich selbst und ihre Umwelt als unwirklich erleben.
Halluzinationen hingegen sind Störungen der Wahrnehmung, die verschiedene Sinne mit einbeziehen können (akustisch oder optisch). Weitere Symptome, die im Zusammenhang mit einer Schizophrenie auftreten, sind Einschränkungen der Psychomotorik (katatone Symptome), Wahn (krankhaft falsche Vorstellungen, die von der Realität abweichen), kognitive Störungen sowie Denk- und Sprachstörungen. Die Erkrankung ist nicht heilbar, gilt allerdings als gut behandelbar, wofür verschiedene Medikamente sowie psycho- und soziotherapeutische Maßnahmen zur Verfügung stehen.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/18 auf Seite 102.
Martina Görz, PTA und Fachjournalistin