PKA-Fortbildung 07 - 08/2015
MUTTER & KIND
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Während der Schwangerschaft entwickeln Frauen eine besondere Sensibilität für den eigenen Körper, mit Geburt des Kindes steigt das Informationsbedürfnis – für beide Elternteile und häufig auch mitbetreuende Großeltern. Die Zielgruppe intensiver zu betreuen macht also Sinn.
Tatsächlich existiert seit geraumer Zeit ein Trend zu „Eltern-Kind-Apotheken“, also Apotheken, die besonders kinderfreundlich und auf Babys und Kleinkinder eingestellt sind. Eine familienfreundliche Offizin mit „Wohlfühl-Faktor“, die „Lust auf Kinder“ vermittelt, sind ein Muss. Entspanntes Einkaufen, während das Kind in der Spielecke verweilen kann, womöglich sogar eine Kinderwagen- Abstellgelegenheit und ein Wickelplatz mit Stillecke sind besondere Extras.
Zumindest ist ein breites Sortiment an speziellem Säuglings- und Kleinkinderbedarf, sind Aktionen wie Baby-Mess- und Wiegetage beziehungsweise Vortragsreihen zu Ernährung und Pflege für Apotheken, die sich das Motto „Eltern-Kind“-Apotheke auf die Fahne geschrieben haben, hilfreich. Sinnvoll zur Kundenbindung ist es auch ein Kompetenznetzwerk mit in der Nähe befindlichen Kinder- und Frauenärzten, Hebammen, Still- und Krabbelgruppen zu knüpfen.
Mutter-Kind-Konzepte, die – wie alle Marketingstrategien – natürlich noch individuell mit Leben gefüllt werden müssen, bieten einige Apotheken-Kooperationen, Großhandlungen, aber auch Apotheker und sogar von diesen hierzu gegründete Vereine an. Dass die Ansprache der Zielgruppe „Eltern & Kind“ eine gewinnbringende Käuferschaft erschließt, hat aber auch die Industrie erkannt.
An dieser Stelle sollen PKA für die Präsentation dieses Themengebietes sensibilisiert werden und einen Einblick in das spezielle Sortiment erhalten. Denn nur, wer sich mit den Vorteilen des angebotenen Apothekensortiments im Vergleich zu Drogeriemärkten, Kaufhäusern & Co. auseinandersetzt, kann Eltern den Mehrwert beim Apothekeneinkauf deutlich machen.
Die Stillende im Blick Säuglingswaagen, Milchpumpen, Fieberthermometer, Schnuller, Saug- und Trinkbecher für Kleinkinder, Sterilisatoren, Babynahrung, Hautpflegeprodukte und Co. – dies ist alles erlaubtes Apothekensortiment , das auch von PKA beraten und verkauft werden darf. Säuglingswaagen sind Tischwaagen mit aufgesetzter Schale. In Apotheken sollten nur Säuglingswaagen verkauft oder verliehen werden, bei denen die Waagschale fest mit dem Unterteil verbunden ist. Begründung: die Sicherheit! Bei lose aufgesetzten Waagschalen besteht die Gefahr, dass der Säugling mitsamt der Waagschale herunterstürzt.
Zwar ist es in der Regel ausreichend, wenn gesunde Säuglinge zu den Vorsorgeuntersuchungen gewogen und gemessen werden. Bei leichtgewichtigen und trinkschwachen Säuglingen kann, wenn die Mutter stillt, durch Vorher-Nachher-Wiegen aber gut die getrunkene Milchmenge ermittelt werden. Bei unzureichender Gewichtszunahme werden Babywaagen auch vom Kinderarzt verordnet. Der Verleih von elektrischen Intervallmilchpumpen zum Abpumpen von Muttermilch, auch von Klinikmodellen mit Doppelbrustpumpe, ist nicht in jeder Apotheke üblich. Milchflasche und Brustansatzstück müssen bei diesen, häufig auf ärztliche Verordnung verliehenen Modellen aus hygienischen Gründen jeweils käuflich erworben werden.
INTERESSANTE INTERNET-ADRESSEN
- Ein Tipp auch für PKA, die das Thema gerne vertiefen möchten: Bei www.pta-interaktiv.de
ist ein drei Monate dauernder Online-Studienkurs „Mutter-Kind-Apotheke“ buchbar, der sich
in weiten Teilen mit aktivem nichtpharmazeutischen Beratungswissen, Tipps für Zusatzempfehlungen und Aktionsplanung beschäftigt.
- Die Firma Torre GmbH (www.torre-deutschland.de), eine Apothekergesellschaft für Regulationspharmazie, bietet unter dem Dach des Kompetenzverbundes „Natürlich“ ein Marketing-Modul (Mutter-Kind-Programm „STERNI“), das die Apotheke zum „Kompetenzzentrum Mutter, Kind und junge Familie“ ausbaut, Marketing- und Werbemaßnahmen inbegriffen.
Unter www.babyfreundliche-apotheke.de wird sogar ein Qualitätsmanagement mit Standards zur Beratung von Schwangeren, Stillenden und Eltern mit Baby in der Apotheke angeboten.
Daneben existieren Handmilchpumpen, die mit einem einfachen Gummipumpball oder einem anderen komfortableren Pumpmechanismus versehen sind, zum mechanischen Abpumpen von Muttermilch. Sie sind bei Reisen oder längerer Abwesenheit von zu Hause ohne Kind praktisch. Hinzu kommen noch einfachere Pumpen aus Glas oder Kunststoff zur Anregung des Milchflusses.
Stillhilfsmittel wie Brusthütchen, meist aus Latex oder Silikon, helfen beim Stillen, wenn die Brustwarze wund oder entzündet ist beziehungsweise bei innenliegenden Warzen. Stilleinlagen aus Vlies, Baumwolle, Seide oder Milchauffangschalen, werden in den BH eingelegt, um während der Stillpausen unkontrolliert aus der Brust auslaufende Milch aufzunehmen. Lanolin-Salbe für wunde Brüste sollte für Stillende griffbereit liegen.
Säuglingsernährung, -pflege & Co. Tatsächlich ist Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten das Beste für Mutter und Kind. Falls das Stillen aber nicht klappt, die Milch nicht ausreicht oder aufgrund notwendiger Arzneimitteleinnahme abgestillt werden muss, existieren Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen.
Leider ist dieses Sortiment schon großteils aus der Apotheke in Drogerie- und Lebensmitteleinzelhandel abgewandert. Lediglich bei Spezialnahrungen für Frühgeborene, bei nachgewiesener Lebensmittelallergie, bei angeborenen Stoffwechselerkrankungen oder bei Verdauungsproblemen wie Blähungen, Durchfall und vermehrtem Spucken wird aufgrund des erhöhten Beratungsbedarfs neben dem Kinderarzt gerne die Beratung in der Apotheke in Anspruch genommen – und in der Folge werden entsprechende Produkte auch bestellt beziehungsweise gekauft.
Zur Hautpflege sind speziell auf die Bedürfnisse der Babyhaut abgestimmte Produkte, die den erhöhten Feuchtigkeitsbedarf und die geringere Talgdrüsenproduktion der jungen Haut ausgleichen, dabei möglichst wenig Duftstoffe und Konservierungsmittel enthalten, sinnvoll. Babycremes, meist Wasser/Öl-Emulsionen oder Pasten, die in der Zusammensetzung häufig pflanzliche Öle wie Mandeloder Macadamianussöl, Wollfett, Wachs, Paraffin, Lebertran, Zinkoxid enthalten, sowie manchmal als Zusatz Feuchthaltesubstanzen wie Pantothenylalkohol, pflanzliche Extrakte von Ringelblumen oder Kamillenblüten, schützen den Po vor direktem Kontakt mit Stuhl und Urin und somit dem Wundwerden.
Das Zinkoxid der Emulsionen und Pasten saugt die Feuchtigkeit auf und verhindert gleichzeitig, dass die Haut sich (weiter) wund scheuert. Die früher gerne verwendeten Baby-Puder sind heutzutage fast vollständig vom Markt verschwunden. Zum einen könnte der feine Puderstaub vom Baby eingeatmet werden, zum anderen bilden sich besonders in Kombination mit Cremes gerne hautreizende Pudernester. Als Massageöl für Säuglinge eignen sich gut Mandel- oder Macadamianussöl- Produkte.
Gern nachgefragt in der Apotheke werden Schnuller, also Beruhigungssauger für Babys und Kleinkinder. Diese gibt es aus den Materialien Naturkautschuk, Latex oder Silikon, in Kirsch- oder kieferorthopädischer Form, je nach Monatsalter in unterschiedlichen Größen und mit breiten Farbpalette, mit bunten Kindermotiven und für die Nacht sogar leuchtend.
Die Schnuller sollten nicht mit der Chemikalie Bisphenol A (BPA) belastet sein, da diese Substanz im Verdacht steht, gesundheits- und erbgutschädigend zu sein. Es existieren zudem spezielle Medikamentenschnuller, Inhalationssauger, aber auch Fieberthermometer in Schnullerform. Nasensekretabsauger sind bei Erkältungen hilfreich.
Beißringe, das sind meist ringförmige Gebilde aus Kunststoff oder Weichgummi, als Eisbeißringe beispielsweise mit sterilem Wasser gefüllt, helfen bei Zahnungsbeschwerden. Als Tipp für die Eltern: Kühlschrankkühl dem Kleinkind geben! Durch die Kühlung sollen schmerzende Stellen noch besser beruhigt werden. Babyzahnbürsten zum Überstülpen über den Finger, lustige Zahnpflegecenter mit Zahnbürste, -bürstenhalter und Zahnputzuhr sowie geeignete Zahnputzmittel für die Milchzähne, Schnullerketten, Trinkflaschen mit verschiedenen Flaschensaugern, Kinderpflaster, Baby-Nagelscheren, Babybürsten mit Kamm, Wärmflaschen oder Kirschkernkissen in Kuscheltieren, selbst kleines Babyspielzeug können das Sortiment abrunden.
ZUSATZINFORMATIONEN
Aktive Gestaltung
Dass bei der Gestaltung der Freiwahl eine übersichtliche Strukturierung wichtig ist, etwa eine Unterteilung in Bereiche wie Schwangerschaft, Ernährung des Kindes (Stillen, künstliche Ernährung), Pflege, versteht sich von selbst. Auch die Empfehlung innerhalb dieser Bereiche Blöcke zu bilden, also mehrere Packungen eines Produktes oder ähnliche, möglichst gleich große Produkte einer Firma nebeneinander zu platzieren, ist nicht neu. Ebensowenig, dass verloren wirkende Einzelpackungen im Freiwahlbereich abgeschafft gehören.
Bekannt ist, dass die verschiedenen Zonen eines Regals unterschiedliche Umsätze erbringen. Die Bückzone (Höhe Null bis 40 Zentimeter) sowie die Reckzone (160 bis 190 Zentimeter) beanspruchen mehr als ein Drittel des Platzes, tragen zum Umsatz jedoch nur zu etwa 20 Prozent bei. Eine Überlegung Wert ist, auf diese Regalbereiche in der Freiwahl beim Thema „Mutter & Kind“ ganz zu verzichten, da die Bückzone ideal im Zugriffsbereich eines Kleinkindes liegt und die Reckzone für ein Elternteil mit Kind auf dem Arm oder im Tragetuch nicht gerade bequem zu erreichen ist.
Bei der Produktauswahl gilt es im Freiwahlbereich zu bedenken, dass gerade im Bereich Stillen, künstliche Ernährung und Säuglingspflege immer wieder neue Produkte oder Weiterentwicklungen existieren. Kleinere und große Verkaufsdisplays werden von der Industrie angeboten. Insgesamt macht eine Produktauswahl und -platzierung nach Category Management-Gesichtpunkten gerade bei diesem Themengebiet großen Sinn.
Auch die Installation einer Pinnwand auf der Kinderärzte, Kindergärten, Kirchen, Tagesmütter, Babysitter oder auch Eltern Angebote, Kurse, Verkäufe bekanntgeben können, ist ein vergleichsweise leicht einzurichtender Beitrag zur Kundenbindung. Lokale Partnerschaften, etwa mit Spielwaren- und Fahrradhändlern, bieten sich ebenfalls an, um – zwecks besserer Außenwirkung – das Schaufenster zu einem echten Blickfang für Eltern und Kinder zu machen.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/15 ab Seite 71.
Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin