Die Gelenkentzündungen einer rheumatoiden Arthritis zeigen sich häufig am Knie, sie können für die Betroffenen sehr schmerzhaft sein. © dragana991 / iStock / Getty Images Plus

Rheuma | Immunsystem

MAKROPHAGEN ALS GELENKSCHUTZ

Bislang standen die Fresszellen eher im Verdacht, entzündliche Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis auszulösen. Ein neues bildgebendes Verfahren, das die Gelenke räumlich und transparent darstellen kann, lässt eher das Gegenteil vermuten.

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Makrophagen gehören als Fresszellen zu den wichtigsten Polizisten unseres Immunsystems, körperfremde Substanzen werden erkannt und ausgeschaltet. Bei entzündlichen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Multipler Sklerose wenden sich die Zellen jedoch gegen körpereigene Strukturen und führen zu chronischen, substanzschädigenden Entzündungen. Ein Forschungsteam von der Medizinischen Klinik 3 (Rheumatologie und Immunologie) des Uni-Klinikums Erlangen untersuchte die Zellen nun genauer, um besser verstehen zu können, warum sich bestimmte Zellen auf einmal gegen den Körper wenden.

Dazu analysierten sie das genetische Material der im Gelenk vorkommenden Makrophagen – und das konnten bis zu 10 000 Zellen pro Gelenk sein. Dabei identifizierten sie verschiedene Arten von Makrophagen mit teilweise sehr unterschiedlichen Aufgaben. „Unter anderem haben wir eine Unterart gefunden, die nicht aus im Knochenmark gebildeten Blutmonozyten entsteht, sondern dauerhaft im Gewebe angesiedelt ist und sich dort vermehrt. Diese residenten Makrophagen weisen im Gelenk enge Zellverbindungen untereinander auf, sie sind regelrecht miteinander verschränkt“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Krönke aus dem Forscherteam.

Ein neues bildgebendes Verfahren half dabei, diese Zellverbindungen näher unter die Lupe zu nehmen: Zunächst wurden die Gelenkproben transparent gemacht und dann scheibchenweise mit dem Laser eines speziellen Mikroskops durchleuchtet. Die Aufnahmen konnten am Computer zu dreidimensionalen Modellen zusammengebaut werden. Dabei entdeckten die Forscher einen geschlossenen Mantel aus residenten Makrophagen entlang der Gelenkinnenhaut – die Makrophagen isolieren somit das Gelenk von umliegendem Gewebe. Ähnlich einem Schutzmantel, der sich ständig selbst erneuert. Und nach den anschließenden Untersuchungen der Forscher bei entzündeten oder bereits beschädigten Gelenken fehlt. „Bisher ist man davon ausgegangen, dass Makrophagen zu rheumatoider Arthritis beitragen. Jetzt wissen wir, dass sie Entzündungsreaktionen eindämmen können“, sagt Krönke.

Doch jetzt steht die eigentliche Arbeit an: Wie können diese Erkenntnisse für die Therapie autoimmuner entzündlicher Prozesse genutzt werden? Aktuell zum Einsatz kommende Wirkstoffe bekämpfen fehlprogrammierte Makrophagen. Dabei werden aber auch residente Makrophagen zerstört, wodurch der Gelenkschutz abgebaut wird. Zudem könnten die Ergebnisse auch für die Tumorforschung von Interesse sein. Die Forscher vermuten nämlich, dass derartige Makrophagen-Mäntel auch Tumore umhüllen und schützen könnten. Damit würden sie auch ein geeignetes Target in der Krebstherapie darstellen.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: www.deutschesgesundheitsportal.de

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