Wurst, rotes Fleisch, aber auch Weißbrot und süße Getränke verändern negativ das Bakterienspektrum im Darm.© beats3 / iStock / Getty Images Plus

Ernährung | Mikrobiom

MAGEN-DARM-ERKRANKUNGEN: ERNÄHRUNGSSTIL SPIELT EINE GROSSE ROLLE

Entzündungen und Infektionen im Magen-Darm-Trakt treten in Deutschland immer häufiger auf. Experten gehen davon aus, dass Erkrankungen in diesem Bereich weiter zunehmen werden. Ein Auslöser könnte der typische westliche Ernährungsstil sein.

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Man isst sie einfach gerne, Wurst und rotes Fleisch. Natürlich darf auch ein süßes Getränk auf dem Esstisch nicht fehlen und so ein schönes Weißbrot findet auch viele Liebhaber. Doch eben genau dieser typische westliche Ernährungsstil kann eine Rolle bei Magen-Darm-Erkrankungen spielen und das Bakterienspektrum im Darm negativ verändern, wie Andreas Stallmach vom Universitätsklinikum Jena auf der Jahrespressekonferenz der Fachgesellschaft in Berlin erklärte. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen werden von Stallmach auch als Zivilisationskrankheit angesehen.

In Deutschland sind seit den 1970er-Jahren die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen von 300 000 auf 450 000 Fälle pro Jahr angestiegen. Stallmach sieht diesen Zuwachs als eine absolute Steigung an, da nicht zuletzt der Zuwachs deutlich über den Effekten besserer Diagnostik liegt. Frank Lammert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten erklärt zudem, dass mittlerweile jährlich etwa 2,5 Millionen Menschen in Deutschland mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Leber, der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse in Behandlung sind. Nach Angaben der Fachzeitschrift sterben rund 61 000 Menschen pro Jahr daran.

Wissenschaftler legen ihren Fokus bei den Forschungen auf das Mikrobiom, dessen Aufgabe es ist, den Darm zu besiedeln und die Nahrung zu verwerten. Außerdem liegt der Verdacht nahe, dass sie aufgrund von Genvarianten und Umweltfaktoren Krankheiten sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Verdauungsorgane auslösen können. Darmkrebs kann beispielsweise eine Folge chronischer Entzündungen sein. Für Lammert zählen Therapien von Magengeschwüren, Hepatitis C sowie die Darmkrebsvorsorge zu einer gelungenen Krebsprävention.

Einigkeit herrscht bei den Wissenschaftlern indes über die Anwendung von kommerziellen Stuhltests zur Analyse der Darmflora. „Eine Analyse des gesamten Spektrums der Mikroorganismen im Darm ist weitgehend sinnlos“, erklärt Stefan Schreiber, Mediziner an der Uniklinik Kiel. „Denn die Zusammensetzung der Bakterien im Darm und eventuelle Krankheitssymptome haben nicht unbedingt etwas miteinander zu tun.“ Einige Nahrungsmittel, Medikamente oder Urlaubsreisen können vorübergehende Schwankungen hinsichtlich der Zusammensetzung des Mikrobioms hervorrufen.

Der Forschungsbereich des Mikrobioms befindet sich für Lammert noch in den Kinderschuhen. „Das ist alles faszinierend. Aber der Beleg, dass solche Tests Patienten Nutzen bringen, fehlt noch.“ Für Lammert sind die Ergebnisse noch nicht aussagekräftig genug. Daher rät er derzeit davon ab, Geld für solche Tests auszugeben. Wiederum Sinn machen für Lammert Stuhltests bei der Darmkrebsvorsorge und der Diagnostik pathogener Erreger.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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