Ein Tischkalender ist auf der Jahresübersicht 2021 aufgeschlagen.
Ein Jahr noch: Die WHO schätzt Mitte 2021 als realistischen Zeitpunkt ein, zu dem man mit einem Corona-Impfstoff rechnen kann. © Boonyachoat / iStock / Getty Images Plus

Impfstoffsuche | Ausblick

LEITENDE WHO-WISSENSCHAFTLERIN: CORONA-IMPFSTOFF KOMMT MITTE 2021

Die klinische Prüfung der Covid-19-Impfstoffe schreitet gut voran. Soumya Swaminathan, die leitende Wissenschaftlerin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hält es für realistisch, Mitte nächsten Jahres in großem Maßstab impfen zu können.

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Weltweit suchen Wissenschaftler in 150 Projekten nach möglichen Vakzinen, die vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen. 20 dieser Impfstoffe testen sie bereits in klinischen Studien an Menschen: Eiltempo in der Wirkstoffentwicklung. Swaminathan glaubt daran, dass unter den Kandidaten ein erfolgreicher sein wird: „Es wäre sehr viel Pech, sollten alle scheitern.“

Sebastian Ulbert, Arbeitsgruppenleiter der Impfstoff-Technologien am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, rechnet 2021 gleich mit mehreren Impfstoffzulassungen, gibt jedoch zu bedenken: "der große Wurf wird da aber wahrscheinlich noch nicht dabei sein". Die ersten Impfungen dürfte man ohnehin nur an jungen Menschen ohne Vorerkrankungen vornehmen, noch nicht an Risikogruppen. "Die Risikogruppen beim Coronavirus, vor allem Senioren, sind auch am schwersten zu impfen", berichtet Ulbert. Das Immunsystem Älterer spricht auf Impfungen schlechter an.

Die Risikogruppen beim Coronavirus, vor allem Senioren, sind auch am schwersten zu impfen.

Zudem fehlen bislang Wirksamkeitsnachweise. „Es ist wichtig, Wirksamkeitsdaten aus kontrollierten klinischen Prüfungen zu bekommen. Dafür braucht man aber hohe Infektionsraten“, sagt Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Wenn das Infektionsrisiko ohnehin gering ist, lässt sich die Schutzwirkung des Präparats kaum beurteilen. Gerade in den Staaten, deren Forschung weit vorangeschritten ist, gehen die Infektionszahlen jedoch zurück. Großbritannien und China führen ihre Phase-III-Studien deshalb in Brasilien durch.

Fraglich ist auch, wie lange die impfvermittelten Antikörper ihren Träger schützen. Studien legen nahe, dass die durch eine Infektion gebildeten Antikörper nur kurz bestehen bleiben. Dies heiße aber nicht, dass damit auch die Immunität verschwinde, gibt Swaminathan zu bedenken; die T-Zellen-Antwort könne ziemlich wichtig sein. Einer der getesteten Impfstoffe regt auch die Bildung von T-Zellen an. Eine andere Lösung wären regelmäßige Auffrischimpfungen. „Es ist sehr gut, dass wir so viele verschiedene Ansätze haben“, freut sich Swaminathan. Möglicherweise eignen die unterschiedlichen Impfstoffe sich für besondere Bevölkerungsgruppen wie Senioren, Schwangere oder Kinder.

Ein Überblick über die Impfstoffentwicklung:
17. Juli: In Indien kommt Impfstoff im August – oder doch nicht?
15. Juli: mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus: Nebenwirkungen noch unbekannt
25. Mai: Neues zum Coronavirus: Impfstoff wirkt, Chloroquin nicht
22. Mai: Das Rennen um den Corona-Impfstoff
24. April: Corona-Impfstoff ohne Tierversuche
22. April: Herdenimmunität abwegig ohne Impfstoff

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: ZDF

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