Spritze Impfung© Ridofranz / iStock / Getty Images Plus
Derzeit wird in Studien untersucht, wie wirksam und sicher eine heterologe Impfserie ist.

Heterologe Impfserie | Empfehlung

IMPFSTOFFWECHSEL UND NEBENWIRKUNGEN

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat empfohlen, dass unter 60-Jährige, die bereits den AstraZeneca-Impfstoff erhalten hatten, als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff bekommen sollen. Doch wie steht es um die Sicherheit und Wirksamkeit einer solchen heterologen Impfserie?

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Für die Komplettierung der Grundimmunisierung sollen Betroffene als zweite Dosis Tozinameran (Comirnaty®) von BioNTech/Pfizer oder mRNA-1273 von Moderna erhalten. Die Empfehlung wurde zwar ausgesprochen, aber es bleiben noch einige Fragen offen. Zum Beispiel in welchem Abstand die zweite Dosis erfolgen soll.

Ursprünglich riet die STIKO zu einem Impfabstand von zwölf Wochen. Sie passte die Empfehlung allerdings auf neun bis zwölf Wochen an, nachdem Bund und Länder Anfang Mai beschlossen hatten, dass der Impfabstand flexibel gehandhabt werden kann. Hintergrund für den gewählten Zeitabstand sei auch die „beginnende Abnahme des von einer einmaligen Vaxzevria-Impfung ausgelösten Schutzes nach zwölf Wochen“, heißt es in dem „Epidemiologischen Bulletin“ der STIKO.

Welcher Abstand letztendlich der bestmögliche ist, ist noch unklar. Fraglich ist auch, wie wirksam und sicher eine heterologe Impfserie ist und wie es um die Reaktogenität steht. Genau das untersucht derzeit die britische „Com-Cov-Studie“ („Comparing COVID-19 Vaccine Combination Schedules“). Sie testet Vaxzevria und Tozinameran in unterschiedlicher Reihenfolge und mit unterschiedlichen Abständen (vier und zwölf Wochen). In Kürze sollen die Ergebnisse publiziert werden, woraufhin die STIKO ihre Empfehlung anpassen wird.
 

Eine erste Zwischenauswertung ergab allerdings:
Wer bei seiner Erst- und Zweitimpfung zwei unterschiedliche Vakzinen erhält, hat eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, von milden bis moderaten Nebenwirkungen betroffen zu sein. Die Wissenschaftler*innen betonen, dass es deswegen aber keinen Anlass zur Sorge um die Patientensicherheit gebe.

Von insgesamt 820 Probanden hatten 463 Freiwillige im Abstand von vier Wochen zwei Impfdosen erhalten. Entweder zuerst das Präparat von AstraZeneca und dann das von BioNTech/Pfizer oder umgekehrt. Oder jeweils zwei Dosen des gleichen Impfstoffs. Die Probanden waren im Durschschnitt 57 Jahre alt
 

Die Auswertung:

Homologe Impfserie: Die systemische Reaktogenität bei AstraZeneca (zweimal Vaxzevria in vier Wochen) war nach der ersten Dosis höher. Nur bei 10 Prozent der 112 Probanden, die zweimal Vaxzevria erhalten hatten, trat Fieber auf. Wer zweimal den BioNTech/Pfizer- Impfstoff erhielt, hatte nach der zweiten Dosis mehr systemische Reaktionen – von 112 Probanden berichteten 21 Prozent von Fieber.

Heterologe Impfserie: Die Häufigkeit der leichten und moderaten Impfreaktionen war erhöht. 34 Prozent der Gruppe mit 110 Probanden, die zuerst Vaxzevria und dann Tozinameran erhalten hatten, hatten Fieber. Ähnliches war auch bei umgekehrter Reihenfolge zu beobachten: Von den 114 Probanden, die Tozinameran als Prime- und Vaxzevria als Booster-Impfung erhalten hatten, berichteten 41 Prozent von Fieber.

Ähnliche Anstiege konnten auch für diese Nebenwirkungen beobachtet werden:
•    Schüttelfrost
•    Fatigue-, Kopf- und Gliederschmerzen
•    Unwohlsein
•    Muskelschmerzen

Meistens traten diese Reaktionen innerhalb von 48 Stunden nach den Impfungen auf. Thrombozytopenie wurde bei keinem Probanden beobachtet. Der Leiter der Studie, Matthew Snape von der Universität Oxford, fügt hinzu: „Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass die Gabe zweier unterschiedlicher Dosen zu vermehrten Arbeitsausfällen am Tag nach der Impfung führt.“ Das sei eine wichtige Information für die Planung von Impfungen bei Beschäftigten im Gesundheitsbereich.

Obwohl die Probanden zu einer Altersgruppe gehören, in der Impfreaktionen weniger stark ausfallen als bei Jüngeren, ist in Deutschland das heterologe Impfsystem jetzt aber gerade für Jüngere vorgesehen.

Wie gut die Immunreaktionen bei den heterologen im Vergleich zu den homologen Impfsystemen ist, muss noch ausgewertet werden. Die Daten hierzu werden im Juni erwartet. Außerdem stehen noch die Ergebnisse zu dem längeren Impfabstand von zwölf Wochen und zu der Erweiterung um zwei zusätzliche Impfstoffe aus. Ob die verstärkten Nebenwirkungen mit einem guten Immunschutz belohnt werden? Das bleibt abzuwarten.

Quellen:

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/05/14/mehr-nebenwirkungen-nach-heterologer-impfserie

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/mehr-nebenwirkungen-bei-impfstoffwechsel-125659/

 

×