Homöopathie
GELSEMIUM
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Der Körper wird als „schwer“, wie mit Gewichten beladen, empfunden. Die Muskeln scheinen dem Willen nicht mehr zu gehorchen, die geringste Anstrengung führt zum Zittern der Gliedmaßen. Auch im geistigen Bereich kann sich ein Gefühl „lähmender Unfähigkeit“ ausbreiten.
Anwendung Aus den geschilderten Grundzügen ergibt sich die Darreichung der Arznei bei der homöopathischen Behandlung. Lampenfieber und Erwartungsspannung Gelsemium ist ein Hauptmittel bei Verschlimmerung durch Erwartung eines bevorstehenden Ereignisses, zum Beispiel vor Prüfungen oder öffentlichen Auftritten . Es ist ebenfalls das wichtigste Arzneimittel, wenn sich in der Schwangerschaft zunehmend Furcht vor der Geburt entwickelt.
Charakteristisch ist die hochgradige Erschöpfung, Schwäche und die beschriebene Unfähigkeit, seine Gedanken zu fokussieren. Ein Blackout scheint bevorzustehen. Wenn beim Lampenfieber Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, vor allem Durchfall sowie Ungeduld, Unruhe und große Eile, verbunden mit der Sorge zu spät zu kommen, im Mittelpunkt stehen, denken wir eher an Argentum nitricum (Salpetersäure).
„Grippeartiger“ Infekt Zittern, insbesondere der unteren Extremitäten, ist die Folge jeglicher Anstrengung. Der ganze Körper fühlt sich schwer an, als seien die Beine mit Gewichten beladen. Kranke fühlen sich wie benommen, fast wie gelähmt. Der Kopf scheint wie mit Watte gefüllt, das Denken fällt schwer, man kann oder mag kaum einen klaren Gedanken fassen. Auch die Augen fühlen sich schwer und müde an, man möchte sie am liebsten schließen.
Gelsemium kann auch bei einer „Sommergrippe“ angezeigt sein. Auch wenn die Pflanze im Herbst und im Winter sehr häufig zum Einsatz kommt, können weitere homöopathische Arzneien beim fieberhaften Infekt infrage kommen. Charakteristisch für Eupatorium (Wasserdost) ist die Art des Gliederschmerzes. Es handelt sich um einen in der Tiefe empfundenen Knochenschmerz, als wären die Knochen zerbrochen oder zerschlagen. Der Kranke findet keine Ruhe, möchte sich Bewegen – diese führt jedoch nicht zu einer Linderung der (Knochen-) Beschwerden.
Kommt es nach Einwirken nass-kalter Witterung, nach Durchnässung oder nach Verkühlen beim Schwitzen (z. B. nach Sport oder Gartenarbeit) zu einer fieberhaften Erkrankung, könnte Rhus toxicodendron (Giftsumach) die passende Arznei sein.
Im Gegensatz zu den Beschwerden von Eupatorium betrifft der Gliederschmerz mehr die Muskeln und Sehnen. Betroffene berichten über ein Gefühl von Steifheit, dass durch Dehnen und Strecken der Glieder und vor allem durch Bewegung gelindert wird. Im Bett, beim Liegen, findet man keine bequeme Lage, ist unruhig und ruhelos. Auffallend ist auch die starke Kälteempfindlichkeit. Alle warmen, besser noch heißen Anwendungen sind angenehm und wohltuend.
Bryonia (Zaunrübe) hingegen passt am besten bei einem Infekt mit großer Trockenheit aller Schleimhäute. Ein trockener schmerzhafter Husten quält die Betroffenen, die Lippen sind trocken und rissig, die Nase eher verstopft. Es verwundert also nicht, dass bei all der Trockenheit großer Durst auf (kalte) Getränke besteht. Sehr charakteristisch ist die Verschlechterung nahezu aller Beschwerden durch jede Bewegung. Ganz anders als bei Rhus toxicodendron liegt der Kranke meist ganz still und unbewegt in seinem Bett. Auch Störungen sind nicht willkommen. Der Kranke möchte seine Ruhe haben und am besten nicht angesprochen werden.
ZUSATZINFORMATIONEN
Kopfschmerzen gehören ebenfalls zu den bevorzugten Indikationen von Gelsemium. Diese werden häufig durch Lampenfieber, Erwartungsspannung, schlechte Nachrichten einerseits, andererseits durch warme oder gar Föhnwetterlagen ausgelöst. Sie entwickeln sich meist aus dem Nackenbereich. Der Kopf fühlt sich schwer an, als könne man ihn nicht aus eigener Kraft halten. Benommenheit, Schläfrigkeit und das Gefühl kaum denken zu können, begleiten den Schmerz. Sehr charakteristisch ist auch die mit dem Kopfschmerz einhergehende Störung des Sehens, als wäre die Akkommodation gestört, erscheinen viele Gegenstände verschwommen.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/13 auf Seite 98.
Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie