Lieferfähigkeit | Coronavirus
ERSTE EXPORTBESCHRÄNKUNGEN FÜR ARZNEISTOFFE
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Für Apotheken und Großhändler kommt die Nachricht wahrscheinlich nur bedingt überraschend: Erste Länder müssen auf die Coronavirus-Situation in ihrem Land reagieren. Die indische Exportförderungsbehörde für Arzneimittel begründet die Entscheidung folgendermaßen: Die SARS-CoV-2-Epidemie im Nachbarland China, in dem die Produktion der Grundstoffe stattfinde, führt zu Produktionseinschränkungen. Da man die Versorgung im eigenen Land sicherstellen möchte, sind Exporteinschränkungen notwendig. Zu einem kompletten Verbot kommt es zwar nicht, es müssen aber Ausnahmegenehmigungen beantragt werden. Wie lange diese Einschränkung besteht, ist unklar.
Betroffen sind folgende Stoffe:
- Paracetamol,
- Tinidazol,
- Metronidazol,
- Aciclovir,
- Vitamin B1,
- Vitamin B6,
- Vitamin B12,
- Progesteron,
- Chloramphenicol,
- Erythromycin-Salze,
- Neomycin,
- Clindamycin-Salze,
- Ornidazol,
- sowie alle Zubereitungen, die diese Wirkstoffe enthalten.
Hersteller informierten bereits, dass eine Versorgung bis zum dritten Quartal gewährleistet sei – nach aktuellem Stand. Wann und wie die Einschränkungen den deutschen Arzneimittelmarkt treffen werden, ist aber nicht genau abschätzbar, denn die Transport- und Herstellungswege sind komplex und häufig intransparent. „Wir prüfen derzeit bei unseren Mitgliedsunternehmen, ob diese mit Lieferengpässen aufgrund der indischen Maßnahme rechnen“, heißt es beispielsweise auf Anfrage vom Verband Pro Generika, wie es aus Quellen von apotheke adhoc hervorgeht. „Im Moment gehen wir nicht davon aus, dass es kurzfristig zu Einschränkungen in der Versorgung in Deutschland kommt.“ Sie fordern die Bundesregierung und die EU Kommission dazu „jetzt im Dialog mit der indischen Regierung alles dafür zu tun, dass die Einschränkung des Exports baldmöglichst behoben wird.“
Ein weiterer Weckruf, die Produktion verstärkt auf Europa zu fokussieren? So appellierte zumindest zuletzt Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt an die Pharmabranche. Man habe „dabei wieder gelernt, dass es natürlich sinnvoll und notwendig ist, dass in Europa Medikamente hergestellt werden, dass in Europa die entsprechenden Hilfsmittel hergestellt werden, die im Moment jedenfalls zum Teil nicht zur Verfügung stehen“, sagte die Politikern am Dienstag.
Farina Haase,
Apothekerin/Online-Redaktion
Quelle: apotheke adhoc