Beagle-Welpen © master1305 / iStock / Thinkstock
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Tiere in der Apotheke

DIARRHÖ DURCH GIARDIOSE

Hartnäckige oder immer wiederkehrende Durchfälle bei Haustieren können von einzelligen Parasiten, den Giardien, verursacht werden. Die Infektion kann auch auf den Menschen übertragen werden.

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Wenn Kunden berichten, dass ihr Hund oder ihre Katze bereits zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit immer wieder Durchfall „wie Wasser“ hat, dann könnte es sein, dass der Vierbeiner von Giardien befallen ist. Tatsächlich gibt es viele verschiedene Ursachen für Durchfall beim Haustier, doch Giardien haben deutlich an Bedeutung als Krankheitserreger gewonnen. Ein weit verbreiteter Vertreter der Giardien ist Giardia intestinalis, auch Giardia lamblia, Giardia duodenalis oder Lamblia intestinalis genannt.

Weltweite Zoonose Giardien (lateinisch Giardia) sind eine Gattung von Dünndarm- Parasiten. Sie gehören, ähnlich wie Kokzidien, zu den Protozoen, das heißt, es sind tierische Einzeller. Sie kommen weltweit bei einer Vielzahl von Säugetieren, aber auch bei Amphibien, Reptilien und Vögeln vor. Giardien sind ein häufiger Auslöser von Durchfall und die weltweit am häufigsten verbreiteten Darmparasiten bei Mensch und Tier. Vor allem Jungtiere, ältere und immunsupprimierte Tiere erkranken klinisch. Außerdem ist die Giardiose als Zoonose von Bedeutung. Besonders bei Kindern kann eine Infektion zu heftigen Symptomen führen.

Infektionsquelle Umwelt Die Infektion erfolgt hauptsächlich durch das Trinken von verschmutztem Wasser, Schmierinfektionen und durch den Verzehr unsachgemäß zubereiteter Rohkost. Daher ist das Ansteckungsrisiko in Gebieten mit schlechten hygienischen Bedingungen recht hoch. Inwieweit die Übertragung von Tier auf den Mensch bei der Verbreitung und Infektionsrate eine Rolle spielt, ist noch nicht geklärt.

Nach Ansteckung und Besiedlung des Darms werden die infektiösen Zysten mit dem Kot der Tiere in die Umwelt ausgeschieden, bleiben an Pflanzen hängen und gelangen erneut ins Wasser. Werden viele Hunde und Katzen gemeinsam gehalten, wie zum Beispiel in Zwingern oder Tierheimen, steigt das Ansteckungsrisiko signifikant, und die Infektionsrate beträgt unter solchen Bedingungen nahezu 100 Prozent.

Häufig unerkannt Bei den meisten erwachsenen Tieren, die ein intaktes Immunsystem haben, verschwinden die Giardien nach kurzer Zeit wieder von selbst. Haustiere können allerdings unerkannt Parasiten im Kot ausscheiden und somit eine Ansteckungsquelle für andere darstellen. Besonders anfällig zeigen sich Welpen und Junghunde: Hier sollen 70 Prozent der Tiere betroffen sein.

Chronischer Durchfall Bei starkem Befall, wie er häufig bei Welpen und Junghunden sowie bei älteren und geschwächten Tieren vorkommt, verursachen die Parasiten einen oft monatelang anhaltenden Durchfall. Dieser kann sich für einige Tage bessern, danach kommt es aber häufig wieder zu einem Rückfall. Die Kotbeschaffenheit variiert von wässrig mit Schleimund/ oder Blutbeimengungen bis pastenartig. Oft ist der Kot hell, übel riechend und wird von stinkenden Blähungen begleitet. Auch Erbrechen, Abmagerung sowie Wachstums- und Entwicklungsstörungen können durch die chronische Dünndarmentzündung und die damit verbundene schlechte Nahrungsverwertung auftreten. Der Appetit der erkrankten Tiere bleibt jedoch fast immer erhalten.

Diagnostik Für den Nachweis der Giardien untersucht man Kotproben. Zu beachten ist, dass die Zysten-Ausscheidung erst zwei bis drei Tage nach Diarrhö- Beginn erfolgt und nicht in jeder Kotprobe nachweisbar ist. Für ein sicheres Testergebnis ist es daher notwendig, Proben von verschiedenen Tagen an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen zu nehmen. Mit Testkits ist ein schneller Enzym-Immunassay (EIA) zum Nachweis von Giardia-Antigen im Kot von Hunden und Katzen möglich. Diese Tests können auch zu Hause durchgeführt werden.

Medizin und Hygiene Wichtig ist, dass betroffene Tiere mit geeigneten Medikamenten in der richtigen Dosierung ausreichend lang behandelt werden. Die Behandlung erfolgt mit Wirkstoffen wie Fenbendazol oder Metronidazol. Für Fenbendazol beträgt die empfohlene Dosis 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Dosis muss fünf Tage hintereinander verabreicht werden. Nach drei Tagen Behandlungspause muss erneut eine fünftägige Gabe erfolgen. Metronidazol ist vor allem bei Katzen schwierig zu handhaben, da die Tabletten einen unangenehmen Geschmack haben und Katzen nach der Gabe oft stark speicheln. Grundsätzlich und für alle Medikamente gilt: Alle Tiere im Haushalt müssen mitbehandelt werden. Um zu vermeiden, dass sich die Tiere sofort wieder mit Giardien infizieren, muss die Behandlung außerdem von Hygienemaßnamen begleitet werden.

Tipps für Kunden

  • Zusätzlich zur Behandlung sollten gründliche Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen rund um das Tier und im Haushalt vorgenommen werden. Bewährt hat sich dabei der Einsatz von Dampfreinigern. Alternativ kann die Reinigung mit heißem Seifenwasser (> 60° C) erfolgen. Wichtig ist, die behandelten Flächen gründlich abtrocknen, da die Giardien im Wasser überleben!
  • Kot stets einsammeln und unschädlich beseitigen (Plastiktüte, Mülltonne).
  • Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser reinigen und anschließend sorgfältig abtrocknen, da Giardien in Wasser oder feuchtem Milieu besonders lange überleben. Das gleiche gilt für den Futter-und den Wassernapf.
  • Kontamination von Wasser und Futter sowie der Näpfe durch Kot oder Fliegen verhindern. Regelmäßige Reinigung mit kochendem Wasser. Gut abtrocknen.
  • Nur frisches Wasser zu trinken geben, da andere Wasserquellen durch andere Tiere infiziert sein können.
  • Vor allem langhaarige Katzen nach der Behandlung shampoonieren, da die minimale infektiöse Dosis sehr gering ist und infektiöse Zysten am Haarkleid haften können.
  • Katzendecken regelmäßig so heiß wie möglich waschen.
  • Feste Böden mit einem Dampfstrahler (>60°C) behandeln und desinfizieren.
  • Spielzeug und Kratzbäume sorgfältig reinigen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/17 ab Seite 120.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin und Medizinjournalistin

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