Ernährung | psychogene Essstörung
DEUTLICH MEHR ESSSTÖRUNGEN
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Die GeWINO-Studie erfasste die anonymisierten Abrechnungsdaten rund 750 000 AOK-Nordost Versicherter im Alter von 6 bis 54 Jahren für die Jahre 2010 bis 2016. Dabei wurden alle Daten berücksichtigt, die eine gesicherte ambulante oder stationäre Diagnose des ICD-10 Typ F50 (Essstörung) aufwiesen. Nordostweit konnte also eine Steigerung der Diagnosen um 74 Prozent festgestellt werden. Ein Ballungszentrum liegt der Studie nach in Berlin mit einer Diagnoserate von 1,1 Prozent und einer Steigerung von 80 Prozent. Damit liegt die Hauptstadt im Vergleich zu Brandenburg (0,6% bzw. 53%) und Mecklenburg-Vorpommern (0,6% bzw. 37%) weit vorne. Der GeWINO-Versorgungsforscher Jan Breitkreuz befürchtet allerdings eine noch höhere Dunkelziffer, da ihnen nur Daten gesicherter Diagnosen vorliegen. Das heißt von den Patienten, die auch einen Arzt aufgesucht haben.
Dabei seien vor allem Menschen im mittleren Lebensalter, also von 35 bis 54 Jahren betroffen. Einer Zeit in der Adoleszenz, in der es häufig zu einschneidenden Lebensereignissen kommen kann. Erschreckend war die geringe Therapiebereitschaft: nur circa zehn Prozent der rund 5000 Versicherten (zwischen 2012 und 2014) begaben sich nach der Diagnosestellung auch in Therapie. Zudem sinke die Bereitschaft mit fortschreitender Krankheitsdauer weiter. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde zieht ein ähnliches Fazit aus ihren Beobachtungen der Ergebnisentwicklung des Bundesgesundheitssurvey 98 und den aktuellen Daten der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS), die vom Robert-Koch-Institut durchgeführt wurde. Demnach lag die Krankheitshäufigkeit vorher bei 0,3 Prozent und aktuell bei knapp 1 Prozent.
Farina Haase,
Volontärin, Apothekerin
Quelle: Ärzteblatt