Haut
DER INCI-CODE
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Seit Ende 1997 gibt es in Europa einheitliche Kennzeichnungen für Inhaltsstoffe kosmetischer Produkte. Alles basiert auf der so genannten „INCI-Nomenklatur“ , dem Internationalen Verzeichnis der Fachbegriffe für kosmetische Inhaltsstoffe. Nicht nur in Europa, auch Amerika, viele asiatische und afrikanische Länder sowie Australien kennzeichnen mittlerweile im Sinne von INCI.
Ähnlich wie bei Lebensmitteln werden Inhalte nach ihrer verwendeten Menge beziehungsweise Konzentration in absteigender Reihenfolge angegeben. Generell dürfen nur Farb- oder Konservierungsstoffe und Lichtschutzfaktoren hinein, die in einer Positivliste der Kosmetikverordnung gelistet sind. Ferner müssen Hersteller für all ihre Produkte deren toxikologische und mikrobielle Sicherheit nachweisen.
Wer beispielsweise sichergehen will, dass es sich tatsächlich um echte Naturkosmetik handelt die er kauft, kann sich an Siegeln orientieren. Die beiden gebräuchlichsten hierfür sind das BDIH- und das NaTrue-Label.
In sehr vielen Produkten ist Wasser Hauptbestandteil und findet sich deshalb an erster oder zweiter Stelle der Rangfolge. Die Krux für Allergiker ist die Ein-Prozent-Regelung. Will heißen, dass Inhaltsstoffe, die nur zu einem Prozent und weniger enthalten sind, ungeordnet am Ende stehen. Wo im jeweiligen Fall diese Ein-Prozent-Regelung beginnt, muss nicht angegeben werden.
So können beispielsweise Duftstoffe in diese Kategorie fallen, was für Allergiker zum Problem werden kann. Empfehlen Sie Kunden mit Allergien, beispielsweise Kontaktekzemen, dass sie sich die entsprechenden Auslöser als INCI-Begriffe von ihrem Arzt im Allergiepass eintragen lassen. So lässt sich vor Ort problemlos abgleichen, ob das jeweilige Produkt für sie geeignet ist oder vorsichtshalber nicht.
Lupe gefällig? Generell ist alles so klein abgebildet, dass es mit bloßem Auge kaum lesbar ist. Halten Sie im Verkaufsraum eine Lupe bereit und bieten diese an, wenn Sie merken, dass Kunden sich beim Lesen schwer tun. Auch für Fachkräfte wie Sie entpuppt sich die Liste der verwendeten Ingredienzen oft als schwierig.
Schnelle Hilfe gibt es im Internet: in der Online-Datenbank der Seite www.haut.de, Stichwort Inhaltsstoffe/INCI. Geben Sie den jeweiligen Inhaltsstoff in die Suchmaske ein, beispielsweise Urea. Schon gibt es detaillierte Informationen über sämtliche Fakten rund um Harnstoff. Nicht nur für Allergiker ist es wichtig zu wissen, was im Kosmetikprodukt steckt. Viele Kunden legen zunehmend Wert auf beispielsweise silikon- oder parabenfreie Produkte. Auch hier gibt es wichtige Infos in besagter Auflistung.
Lösen Sie das Rätsel So schön und einfach es auch ist, wenn die Deklaration in Deutsch auf der Verpackung steht, die Regel ist das nicht. Denn viele Produkte sind international im Handel, deshalb wird sie überwiegend in Latein und Englisch abgedruckt. Pflanzen werden dabei stets in Latein deklariert, ebenso wie Stoffe des alltäglichen Gebrauchs wie Wasser (Aqua) oder Essig (Acetum).
Findet sich auf dem Produkt keine genaue INCI-Deklaration, ist eine Hand mit offenem Buch abgebildet. Sie weist auf die Deklaration auf einem Schild am Regal oder in einer Broschüre des Herstellers hin. Oft verbirgt sie sich doch auf der Etikettrückseite oder dem Boden, als aufgeklebtes Etikett. Das Symbol einer blätternden Hand steht für diese Deklarationsart. Auch das Mindesthaltbarkeitsdatum wird gekennzeichnet. Neben dem Symbol der geöffneten Cremedose wird die Haltbarkeit des geöffneten Produktes in Monaten angegeben. Ausnahme: Kosmetikprodukte die länger als 30 Monate haltbar sind.
Von Farb- und Duftstoffen Die Abkürzung CI steht für Colour Index, dem eine fünfstellige Zahlenkombination folgt. Auf dekorativer Kosmetik wie Lippenstift, Rouge oder Lidschatten findet sich oft vor dem CI eine eckige Klammer mit den Zeichen „+/-“ oder „may contain“. Es bedeutet, dass mehrere in der Produktreihe verwendete Farbstoffe zusammen gelistet sind. Welcher davon allerdings im roten oder rosanem Lippenstift, grünem oder grauem Lidschatten vorrangig enthalten ist, lässt sich so leider nicht exakt nachvollziehen. Hinzu kommt, dass Hersteller einzelne Stoffe auch verschlüsseln dürfen, etwa um ihre Rezeptur zu schützen.
»Findet sich auf dem Produkt keine genaue INCI-Deklaration, ist eine Hand mit offenem Buch abgebildet.«
Eine wichtige Rolle spielen auch alle Duftstoffe. Sie dürfen mittels Sammelbezeichnung „Parfum“, „Parfüm“ oder „Aroma“ angeben werden. Vorteil: Parfümierte lassen sich von parfumfreien Produkten unterscheiden. Nachteil: um welchen Duft es sich jeweils handelt, ist nicht zu ersehen.
Laut INCI-System müssen Hersteller 26 Duftstoffe einzeln auflisten. Dazu gehören jene, die häufiger als andere mit allergenen Reaktionen in Verbindung gebracht werden. Sie werden genannt, falls sie in bestimmter Konzentration vorkommen. Beispielsweise liegt der Grenzwert bei Shampoo und Duschgel bei 0,01 Prozent. Produkte, die auf der Haut bleiben wie Creme, bei 0,001 Prozent. Zu den 26 Duftstoffen gehören sowohl synthetische als auch natürliche. Aktuell wird diskutiert, ob weitere 56 allergologisch wichtige dazukommen.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/14 ab Seite 112.
Kirsten Metternich, Freie Journalistin