Indizien einer neuen Studie sprechen dafür, dass Cannabis auch bereits nach kurzem Konsum Spuren im Gehirn hinterlassen kann © Yarygin / iStock / Getty Images Plus

Gehirn | Drogen

CANNABIS: ÄNDERUNGEN IM GEHIRN BEREITS NACH GERINGEM KONSUM?

Während Jugendliche das Kiffen oft eher als harmlos ansehen, gibt es auch Menschen, die in dem Hanfgewächs eine gefährliche Droge erkennen. Die Ergebnisse einer neuen Studie deuten nun daraufhin, dass bereits ein- oder zweimaliger Konsum Folgen auf das Gehirn Jugendlicher haben könnte.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Ob und wenn ja, welche Folgen der Cannabiskonsum hat, ist schon seit Jahren Gegenstand vieler Untersuchungen. Forscher sind bereits vor einiger Zeit zu dem Ergebnis gekommen, dass ein chronischer Cannabiskonsum vor allem bei Jugendlichen die Entstehung von Psychosen begünstigen kann. Hinweise verdichten sich, dass das Denkvermögen beeinträchtigt und die Fruchtbarkeit gemindert werden könnte. „Die meiste Forschung wurde jedoch mit Erwachsenen durchgeführt, die lange Zeit regelmäßig Haschisch geraucht haben“, so Catherine Orr von der University of Vermont und ihre Kollegen. „Welche Folgen ein nur sporadischer Cannabiskonsum hat, gerade bei Jugendlichen, ist bislang aber kaum untersucht“.

Um auch in diesem Bereich validierte Ergebnisse zu bekommen, haben Orr und ihr Team eine weitere Studie durchgeführt. Insgesamt nahmen 46 14-jährige Jugendliche an der Untersuchung teil, die bislang erst ein- oder zweimal gekifft hatten. Dem gegenüber wurde eine Kontrollgruppe mit ebenfalls 46 Teilnehmern gestellt, die bislang noch keine Erfahrungen mit Cannabis gemacht hatten. Die Forscher analysierten bei allen Teilnehmern die Struktur und das Volumen des Gehirns mittels Hirnscanner, um eventuell auftretende Unterschiede feststellen zu können. Im Fokus lag dabei der Vergleich des Volumens der grauen Hirnmaterie. Hierbei handelt es sich um den Bereich der Großhirnrinde, in dem die meisten Hirnzellen liegen.

Bei den Jugendlichen, die bereits Erfahrung mit Cannabis gemacht hatten, zeigte sich in einigen Hirnarealen ein leicht erhöhtes Volumen der grauen Hirnsubstanz. Dies wurde vor allem für Regionen sichtbar, in denen Andockstellen für Cannabinoide vorkommen. Darunter fielen Teile des Kleinhirns, der Schläfenlappen, aber auch des Hippocampus, dem Gedächtniszentrum des Gehirns, sowie der Amygdala, einem Hirnareal, das Ängste und andere Emotionen verarbeitet. Orr und ihre Kollegen sind der Ansicht, dass solche Veränderungen eher noch nicht vor dem Konsum von Cannabis vorhanden gewesen sind. „Unsere Schlussfolgerung daraus ist, dass diese Veränderungen eine Folge des Cannabiskonsums sein müssen“, erklärt Hugh Garavan, Teil der Forschungsgruppe. Um dieses Ergebnis zu untermauern, wurden weitere Tests bezüglich der mentalen Leistungsfähigkeit bei den Teilnehmern gemacht. Das Ergebnis zeigt auch hier, dass sich die Jugendlichen, die bereits gekifft hatten, im logischen Denken und in der motorischen Geschicklichkeit schwerer taten.

 

Hanföl PTAPlus
                                                                                        
Cannabis für die Füße

Hier geht es zum Artikel "Hanföl"

 

Das Team um Orr ist nach diesen Ergebnissen der Ansicht, dass durchaus ein Indiz dafür vorhanden ist, dass Cannabis auch bereits nach kurzem Konsum Spuren im Gehirn hinterlassen kann. „Schon der Konsum von nur einem oder zwei Joints scheint das Volumen der grauen Hirnmaterie bei diesen Jugendlichen verändert zu haben“, erklärt Garavan. Weiter unklar bleibt allerdings, warum das so ist und warum die graue Hirnsubstanz bei den betroffenen Probanden deutlich zugenommen hat. Es liegt die Vermutung nahe, dass der während der Pubertät stattfindende Umbauprozess des Gehirns dabei eine Rolle spielt. In dieser Zeit werden unter anderem einige nicht benötigte Verbindungen zwischen Hirnzellen zurückgebildet. „Eine Möglichkeit wäre, dass dieser Ausdünnungsprozess durch das Cannabis unterbrochen wurde“, so Garavan. Für eine gesicherte Erkenntnis müssen aber weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Auch andere Wissenschaftler sehen einen weiteren Forschungsbedarf. Eva Hoch, Leiterin der Forschungsgruppe Cannabinoide am Universitätsklinikum München erklärt: „Die Frage nach einem kausalen Zusammenhang zwischen den sehr geringen Dosen des Cannabiskonsums und den beobachteten Effekten sollte mit Vorsicht beantwortet werden“. Bei einer Wiederholung dieser Studie wäre es sinnvoll, sich nicht allein auf die Selbstaussagen der Jugendlichen zu verlassen. Es wäre zudem wichtig, den Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC), der in den konsumierten Joints gewesen ist, zu kennen. Hier könnte nämlich eine große Diskrepanz bestehen. Hoch hält es dennoch für wichtig, Jugendliche über die möglichen Risiken des Kiffens hinreichend aufzuklären: „Die Studie zeigt, dass früh mit der Aufklärung über die Wirkung von psychotropen Substanzen wie Alkohol, Tabak und auch Cannabis begonnen werden muss“.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

×