Rufnummern | Medizingeschichten
11. FEBRUAR: EUROPÄISCHER TAG DES NOTRUFS
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Es musste etwas geschehen. Das dachte sich in den 90-er Jahren des letzten Jahrzehnts die Europäische Union (EU), als sie den Flickenteppich betrachtete, den ihre Mitgliedsstaaten in puncto lebensrettenden Notruf in petto hatten: Man musste die Notfallnummer schon sehr gut im Kopf haben, um zu wissen, wen man beispielsweise bei einem Unfall zur Hilfe ruft, denn in jedem Land war die Ziffernfolge eine andere.
Schließlich einigte man sich: 1991 beschlossen alle EU-Staaten, dass man nur die 112 wählen brauchte, wenn man ein Krankenwagen oder die Feuerwehr benötigte, ein Arzt zur Hilfe kommen musste, ein schwerer Unfall geschah oder wenn ein Gebäude brannte. Sofort meldete sich eine speziell ausgebildete, mehrsprachige Person am Telefon, die umgehend weiterhalf.
Leider brauchte es eine Weile, bis sich die Sache herumsprach. Noch im Jahre 2008 wussten nur 22 Prozent der EU-Bevölkerung, dass alle die gleiche Nummer hatten (in Deutschland waren es sogar nur 12 Prozent, Schande über unser Haupt). Und obwohl die EU weiß Gott auch noch andere Dinge zu hatte, beschloss sie 2009, den 11. Februar ab sofort zum Europäischen Tag des Notrufs zu deklarieren; Parlament, Rat und Kommission waren sich da einig.
Vorher war viel passiert: Seit 1998 müssen EU-weit alle Mobilfunknetzbetreiber gewährleisten, dass man die 112 anrufen kann, auch wenn kein Geld mehr auf der Prepaid-Karte ist. Seit 2003 müssen die Betreiber – Datenschutz hin, Datenschutz her - Informationen zum Standort des Anrufers übermitteln, um ein rasches Auffinden von Unfallopfern zu ermöglichen. Und doch sah sich die Europäische Union geschlagene 17 mal genötigt, Vertragsverletzungsverfahren gegen Länder einzuleiten, weil dort entweder die 112 nicht verfügbar war, Angaben zum Anruferstandort nicht übermittelt wurden oder schlicht niemand Kompetentes am anderen Ende der Leitung saß und somit auch nicht weiterhelfen konnte. Seit 2008 schließlich sind alle Notrufe aus allen Fest- und Mobilfunknetzen überall in der Europäischen Union gebührenfrei unter der einheitlichen Notrufnummer 112 erreichbar. Geschafft!
Die 112 muss gewählt werden, wenn es lebensbedrohlich wird. Dazu gehören schwere Unfälle, Feuer, Vergiftungen, Schmerzen in der Brust, Störungen der Sprache, Lähmungserscheinungen, Störungen des Bewusstseins, Kreislaufkollaps, Atemnot, starker Blutverlust, erhebliche Schmerzen. Der Mensch am anderen Ende des Telefons wird dem Anrufer die 5 W-Fragen stellen:
Wo ist es passiert? Die Beantwortung dieser Frage sollte immer als erstes erfolgen – denn bricht der Kontakt ab, gibt es jedenfalls einen Anhaltspunkt dafür, wo sich der Notfallort befindet. Je exakter die Ortsangabe, desto besser – also ruhig Straße und Hausnummer nennen, wenn sie bekannt ist, oder die nächste Autobahnabfahrt.
Was ist passiert? Geben Sie an, um welche Art von Notfall es sich handelt. Feuer, bewusstlose Person oder Unfall? Brennt ein Müllcontainer oder gab es einen Autounfall?
Wie viele? Es ist wichtig, möglichst die Anzahl der Verletzten mitzuteilen, denn danach richtet sich die Anzahl der Rettungskräfte und Fahrzeuge. Wichtig: Weder über- noch untertreiben!
Welche Art der Verletzung? Beschreiben Sie die Art der Verletzung oder Erkrankung, soweit Sie sie erkennen. Fraktur oder Schnittverletzung, Verbrennung oder Bewusstlosigkeit? Ausmaß der Verletzungen? So kann der Leitstellen-Mitarbeiter erkennen, ob weitere Einsatzmittel nötig sind.
Wer ruft an? Teilen Sie Ihren Namen und eine Rückruf-Nummer mit. Bleiben Sie möglichst in der Nähe des Telefons. Machen Sie im Idealfall die Retter auf sich aufmerksam, indem Sie an Ort und Stelle bleiben. Legen Sie erst auf, wenn der Mitarbeiter am Telefon sagt, dass er alle Informationen hat.
Übrigens: Zwar ist die 112 überall gleich, doch gibt es immer noch ein paar Sondernummern. Die 110 in Deutschland zum Beispiel, wenn man die Polizei rufen möchte. Mit der 140 kann man in Österreich den Bergrettungsdienst anfordern – in der Schweiz bedeutet das aber die Pannenhilfe, die wiederum in Italien die Ziffernfolge 116 hat… gut, dass es die 112 gibt, denn die ist für alle gleich.
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Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin