Ein Mädchen im Grundschulalter umarmt Mutter und Großmutter.
Vererbt sich die Lebensdauer von Generation zu Generation? © fizkes / iStock / Getty Images Plus

Genetik | Lebenserwartung

GENAUSO ALT WERDEN WIE OMA?

Die eine ist noch mit über 100 fit, der andere wird nicht mal 70. „Das liegt in der Familie“, behaupten manche. „Alles eine Frage des Lebensstils“ entgegnen andere. Ist ein langes Leben erblich?

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Manche Menschen werden 120 Jahre alt und führen ein selbstbestimmtes Leben. In Japan gibt es eine Insel, auf der außergewöhnlich viele Hochbetagte leben und aktiv ihren Lebensabend miteinander verbringen. Andere plagen sich schon vor dem Rentenalter mit Krankheiten herum. Woran das liegt, interessiert Wissenschaftler*innen schon seit Langem. Fest steht, dass Umwelt und Lebensstil einen großen Einfluss darauf haben, wie lang und wie gesund ein Mensch lebt. Wir werden heute älter als unsere Urgroßeltern, da wir uns besser ernähren können und umfangreich medizinisch versorgt werden. Die Gene scheinen jedoch auch eine Rolle zu spielen. „Es wird weithin angenommen, dass ein langes Leben in der Familie liegt“, berichten Graham Ruby und seine Kollegen von Calico Life Sciences, einem Forschungs- und Entwicklungsunternehmen aus San Francisco.

Gleiche Familie, gleiche Lebensumstände
Um diese Annahme zu prüfen, werteten die Forscher Daten von 400 Millionen Menschen aus. Das Ahnenforschungsportal Ancestry beherbergt die Familiendaten von rund 54 Millionen Mitgliedern und deren sechs Milliarden Vorfahren. Gemeinsam mit den Ancestry-Betreibern wählten die Wissenschaftler Datensätze aus und bewerteten die Langlebigkeit, aber auch andere Faktoren. Denn stimmen bestimmte gesellschaftliche Gesichtspunkte überein, wirkt sich das laut Ruby auch auf die Lebensdauer aus:

Soziokulturelle Faktoren, die die Lebensdauer beeinflussen, können genauso innerhalb von Familien weitergegeben und geteilt werden wie genetische Faktoren.

Augen auf bei der Partnerwahl
Die Forscher kamen sie zu dem Schluss, dass die Lebensdauer noch weniger erblich ist als vermutet: zu maximal sieben Prozent. Und auch in diesem geringen Anteil könnten noch soziale Einflüsse enthalten sein, die die Wissenschaftler nicht bedacht haben. Warum ist der genetische Einfluss aber so gering? Das Stichwort heißt „assortive Paarung“. Wir wählen meist Partner, die uns ähnlich sind. Deshalb ähnelten sich in den untersuchten Stammbäumen auch die Lebensspanne von Ehepartnern – und damit auch von Schwiegereltern, Schwagern und anderen angeheirateten Verwandten.

Das passiert laut den Forschern unbewusst. Indirekt könnten beispielsweise Bildungsgrad, Wohlstand und Wohnort die Partnerwahl beeinflussen. So gleicht sich die Lebensdauer innerhalb von Familien immer weiter an. Der genetische Einfluss ist dagegen verschwindend gering.

Schade: Nur, weil unsere Vorfahren alt wurden, gilt das nicht automatisch für uns. Die gute Nachricht ist jedoch, auch eine kurze Lebenserwartung ist kaum erblich.

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Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: wissenschaft.de

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