Fünf verschiedene Hunde im Seitenprofil vor schwarzem Hintergrund.
Wissenschaftler konnten fünf verschiedene Abstammungslinien identifizieren. © iagodina / iStock / Getty Images Plus

Forschung | Genomanalysen

BUNTE MISCHUNG AN HUNDERASSEN SCHON IN DER ALTSTEINZEIT

Jene faszinierende Symbiose zwischen Mensch und Hund, deren Anfang bis zu 40 000 Jahren zurückreicht, gibt den Forschern immer wieder Rätsel auf. Jetzt wurde ein neues Mosaiksteinchen entdeckt: Schon in der Altsteinzeit gab es eine Vielfalt der Rassen. Das ergab die Analyse von 11 000 Jahre alten Hundeskeletten.

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Hunde gelten als „beste Freunde“ des Menschen und als erste domestizierte Tierart überhaupt. Nach dem heutigen Erkenntnisstand zufolge gehen alle Haushunde auf eine einzige, heute wahrscheinlich ausgestorbene Linie von Wölfen zurück. Dennoch gab es schon vor 11 000 Jahren eine erhebliche genetische Vielfalt, die mit den Wanderungsbewegungen der Menschen zusammenhing.

Dazu untersuchten Forscher das genetische Material von 27 Hundeskeletten, zusammengetragen aus Museen und anderen Sammlungen. Die ältesten Proben stammten aus einer Zeit, in der Menschen noch als Jäger und Sammler lebten und außer Hunden keine anderen Tiere domestiziert hatten.

Schon damals wiesen Hunde eine erhebliche Diversifikation auf: Die Wissenschaftler identifizierten fünf verschiedene Abstammungslinien, die in späteren Rassen zu unterschiedlichen Anteilen vertreten waren. „Manche Unterschiede, die man bis heute bei Hunden sieht, hatten ihren Ursprung in der Eiszeit. Am Ende dieses Zeitabschnittes waren Hunde bereits auf der ganzen Welt verbreitet“, sagt einer der Wissenschaftler.

Man verfolgte nach: Die ersten europäischen Hunde stammten von zwei sehr unterschiedlichen Populationen aus dem Nahen Osten und Sibirien ab. Im Laufe der Jahrtausende nahm die Diversität jedoch ab. Obwohl die europäischen Hunde, so wie wir sie heute kennen, eine so außergewöhnliche Vielfalt an Gestalten und Formen aufweisen, stammen sie doch genetisch gesehen nur von einer sehr begrenzten Teilmenge der damaligen „bunten Mischung“ ab.

Ereignisse, die sich in der genetischen Geschichte der Hunde ablesen lassen, hängen eng mit menschlichen Einflüssen zusammen. Als beispielswiese die ersten jungsteinzeitlichen Bauern aus Anatolien nach Europa kamen, brachten sie offenbar ihre Hunde mit, sodass sich von da an deren Erbgut auch in Europa verbreitete. Eine andere Abstammungslinie von Hunden aus dem südlichen Schweden setzte sich jedoch in weiten Teilen Europas durch, ohne dass entsprechende menschliche Wanderungsbewegungen zugeordnet werden könnten.

Andersherum: Nicht immer brachten alle Völker ihre Hunde mit, wenn sie in neue Regionen zogen. Interessant ist auch, dass mehrfach Vermischungen mit Wölfen stattfanden, was sich in Genomanalysen heutiger Wölfe nachweisen lässt.

Offenbar ging der Austausch jedoch nur in eine Richtung: Keine der untersuchten Hunderassen zeigte relevante Spuren von Wolf-Genen. Ein Grund dafür könnte sein, dass Mischlinge zwischen Hunden und Wölfen in Wolfsrudeln akzeptiert wurden und sich fortpflanzen konnten.

In weiteren Studien wollen sich die Forscher nun der Frage widmen, wann und wo genau Hunde erstmals domestiziert wurden, denn das ergänze „das Verständnis der menschlichen Geschichte um eine weitere Ebene“.

Alexandra Regner
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: wissenschaft.de

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