Muskeln
PTA-Fortbildung

Sicher beraten bei Muskelbeschwerden

Muskeln sind wichtig für alle lebensnotwendigen Prozesse im Körper – vom Herzschlag bis hin zur körperlichen Bewegung. Bei vielen Muskelbeschwerden sind Sie in der Apotheke die erste Adresse, um Hilfe zu erhalten. Hier erfahren Sie, bei welchen Beschwerden Sie Ihre Kunden wie beraten.

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Aktin und Myosin Ein Muskel setzt sich aus mehreren Muskelfaserbündeln zusammen. Jedes Muskelfaserbündel besteht aus vielen Muskelfasern. Jede einzelne der Fasern kann bis zu 15 Zentimeter lang und 100 Mikrometer breit sein und wird von vielen Myofibrillen, den kleinsten Einheiten des Muskels, gebildet. Die Querstreifung kommt durch zwei Arten von Eiweißfäden, die die Muskelfasern durchziehen, zustande.

Aktinfilamente wirken unter dem Mikroskop hell und die Myosinfilamente dicker und dunkler. Sie sind in regelmäßigen Abschnitten angeordnet, den Sarkomeren – so werden die kontraktilen Einheiten des Muskels genannt.

Viele Sarkomere hintereinander bilden die Myofibrille. Aktin- und Myosinfilamente können sich zur Kontraktion gegeneinander verschieben und führen so die Bewegungen der mit den Muskeln verbundenen Knochen aus.

Eine Grafik zeigt den Aufbau verschiedener Muskelarten im Gewebe und im Querschnitt: Glatte Muskeln sind rautenförmig, Skelettmuskeln faserartig und Herzmuskeln vernetzt.
So unterscheiden sich die verschiedenen Muskeltypen. © PCH-Vector / iStock / Getty Images

Kontraktion Muskeln sind kontraktile Einheiten. Damit ist gemeint, dass sie sich zusammenziehen und wieder entspannen können. Die Muskelkontraktion ist ein ausgeklügeltes System, das durch einen Nervenimpuls gestartet wird. Aus dem Gehirn wird ein elektrischer Reiz über die Nervenbahnen an das Rückenmark bis zur Muskulatur gesendet. Jede Muskelfaser besitzt eine motorische Endplatte, die diesen Impuls über den Muskelnerv – das Motoneuron – empfangen kann.

So wird der Startschuss für die Muskelarbeit ausgelöst. Über ein Motoneuron können bis zu 1000 Muskelfasern aktiviert werden. Es kommt zur Ausschüttung von Acetylcholin und der Ausbildung eines Aktionspotenzials. Calcium strömt in die Muskelzellen und bewirkt die Kontraktion, indem Aktin- und Myosinfilamente ineinander gleiten und sich die jeweiligen Sarkomere verkürzen. In der Folge zieht sich die dazugehörige Muskelfaser zusammen.

Damit die Muskelarbeit überhaupt ablaufen kann, wird Energie benötigt. Diese wird in Form von Adenosintriphosphat (ATP), welches aus Glucose und Fettsäuren unter Sauerstoffeinfluss gebildet wird, bereitgestellt.

Muskulaturentwicklung im Kindesalter Die Fähigkeit, die Muskulatur bewusst zu steuern, entwickelt sich im Laufe der Kindheit. Nach der Geburt haben Säuglinge noch keine Kontrolle über ihre Muskeln, sie lernen es nach und nach. Zunächst wird die Kopfmuskulatur durch Heben des Kopfes geübt und trainiert, dann lernt das Kind nach einigen Monaten Arme, Hände, Beine, Rücken und den ganzen Körper zu kontrollieren.

Säuglinge und Kleinkinder trainieren unermüdlich durch ständige Wiederholungen unterschiedliche Muskelgruppen. Zwischen sechs und zehn Monaten können sie sich auf irgendeine Weise fortbewegen und bald auch selbstständig sitzen. Ab zehn bis zwölf Monaten ist die Muskelstärkung und Kontrolle der Bewegungen so ausgereift, dass das Kind selbstständig seine ersten Schritte macht. Dann lernt es zu rennen, zu hüpfen, zu werfen und vieles mehr.

Die Bewegungen in der frühen Kindheit sind existenziell für die motorische, aber auch kognitive Entwicklung – sie dienen der Ausbildung der Nervenbahnen im Gehirn. Der Bewegungsapparat mit Muskulatur, Knochen und Sehnen wird gestärkt. Was hier versäumt wird, wird später mit Haltungsschäden und Fehlbelastungen bezahlt.

Kinder brauchen pro Tag etwa zwei Stunden intensive Bewegung. Der heutige Lebensstil mit Bewegungsmangel und hohem Medienkonsum führt dazu, dass Kinder einen niedrigen Muskeltonus haben, wenig körperlich belastbar sind und unter Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen leiden. Weisen Sie junge Eltern auf die Wichtigkeit von Bewegung im Kindesalter zur Stärkung der Muskulatur hin.

Eine Grafik zeigt die Muskelmasse in drei verschiedenen Lebensphasen. Sie schrumpft und bekommt Lücken.
Mit fortschreitendem Alter nimmt der Abbau von Muskelmasse und Muskelkraft immer mehr zu. Man bezeichnet dies als Sarkopenie. © tomozina / iStock / Getty Images

Muskelschwund im Alter Gleiches gilt für die Senioren – Bewegung und Training zur Stärkung der Muskulatur sind die Voraussetzung für gute motorische Fähigkeiten bis ins hohe Alter. Im Gegensatz zu der Entwicklung des Muskelaufbaus im Kindesalter ist das Ziel bei Senioren, die noch vorhandene Muskelmasse zu erhalten und Muskelschwund vorzubeugen.

Eine gut funktionierende Muskulatur sichert im Alter Mobilität und ein selbstbestimmtes Leben. Wer nicht ausreichend Muskelkraft aufweist, droht zu stürzen, Frakturen zu erleiden und ein Pflegefall zu werden. Risikofaktoren für den Verlust von Muskelmasse sind Mangelernährung und wenig Bewegung – teilweise auch bedingt durch Schmerzen.

Chronische Erkrankungen der Lunge, des Herzens oder Tumoren lassen Muskeln und Gewicht schwinden. Zum Beispiel leiden Menschen mit einer fortgeschrittenen COPD auch unter Verlust der Atemmuskulatur. Hier ist ein gezieltes Atemtraining zu empfehlen. Die Diagnose Muskelschwund, Sarkopenie, wird gestellt, wenn nach Messung von Masse, Kraft und Leistungsvermögen der Muskeln mindestens zwei dieser Kriterien nicht mehr ausreichend vorhanden sind. Dann sind Krafttraining und aufbauende Ernährung wichtige Maßnahmen um gegenzusteuern.

Der Erhalt der Muskelkraft durch Bewegung sichert im Alter Mobilität und ein selbstbestimmtes Leben.

Altersgemäßes und individuelles Fitnesstraining ist in jedem Alter noch möglich. Senioren ernähren sich oftmals nicht ausgewogen. Hier sollte eine Ernährungsberatung erfolgen. PTA und Apotheker können darauf hinweisen, dass eine eiweißreiche Nahrung mit Proteinen und Kohlenhydraten im Verhältnis 70 zu 30 Prozent beim Muskelaufbau hilft. Gute Eiweißquellen sind fettarmes Fleisch, zum Beispiel Geflügel, Fisch, Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse.

Damit sich die Muskulatur gar nicht erst übermäßig zurückbildet, sollte Senioren geraten werden, immer in Bewegung zu bleiben – frei nach dem Motto „Wer rastet, der rostet!“ Auch regelmäßige Spaziergänge, Gartenarbeit, Seniorensportangebote und Fahrradfahren helfen die Muskulatur und Beweglichkeit zu erhalten. Wer wieder neu mit dem Sport beginnt, sollte sich zunächst vom Arzt durchchecken lassen, um kein kardiovaskuläres Risiko einzugehen.

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