Sodbrennen
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Sodbrennen: schnelle Hilfe und Ursachen

Sodbrennen und damit verbundene gastrointestinale Beschwerden zählen zu den Volkskrankheiten. Täglich suchen Kund*innen Rat in der Apotheke und das Sortiment wächst zusehends. Dabei ist ein Protonenpumpenhemmer nicht immer die beste Wahl.

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Antwort A ist richtig,

das Hormon Gastrin wird bereits freigesetzt, wenn uns beim Anblick von Essen das Wasser im Mund zusammenfließt.


Aktuelle Leitlinie bei Reflux: das gesamte Repertoire ausschöpfen

Bislang gibt es keine medikamentöse Therapie, um Reflux ursächlich zu behandeln. Eine Operation ist nur in wenigen Fällen indiziert. Das Therapieziel lautet daher: Betroffene sollen weniger Beschwerden verspüren. Die einzige Strategie hierfür besteht darin, den Magensaft-pH-Wert anzuheben, um Verletzungen an der Speiseröhre zu verhindern.

Empfahl man früher Protonenpumpenhemmer (PPI) direkt und dauerhaft, bewertet man mit der Aktualisierung der S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit bestimmte Präparate der Selbstmedikation sowie Lebensstiländerungen mit ähnlichem Stellenwert. Gleichzeitig gewinnt damit die Beratung in der Apotheke an Bedeutung.

 

DIESE ARZNEISTOFFE WIRKEN BEI SODBRENNEN

Liegen außer Sodbrennen keine Alarmsignale vor (Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, (blutiges) Erbrechen) und treten Tumore des oberen Verdauungstrakts nicht gehäuft in der Familie auf, so empfiehlt die Leitlinie den Einsatz von Omeprazol, Pantoprazol oder Esomeprazol. Sie wirken sowohl auf die basale als auch die durch Nahrung ausgelöste Säureausschüttung und zwar unabhängig von den jeweiligen Botenstoffen. Die Wirkstoffe stehen auch alle in der Selbstmedikation zur Verfügung.

PPI im Beratungsgespräch
● die Wirkung von PPI tritt verzögert ein, hält aber auch länger an
● die Anwendung erfolgt daher einmal täglich für einige Tage, maximal zwei Wochen
● Omeprazol und Pantoprazol sind Prodrugs und werden im sauren Magensaft aktiviert
● die Einnahme erfolgt daher morgens mindestens eine halbe Stunde vor der ersten Mahlzeit
● Esomeprazol wird einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen
● PPI sind CYP2C19- und CYP3A4-Inhibitoren, es kommt daher zu Wechselwirkungen mit Phenytoin, Warfarin, Diazepam, Clopidogrel und Clarithromycin
● Kontraindikation besteht in der gleichzeitigen Anwendung der antiretroviralen Wirkstoffe Atazanavir und Nelfinavir

 Die Autor*innen der Leitlinie betonen jedoch, dass bei gleicher Voraussetzung andere Therapieoptionen wie Antacida, Alginate oder H2-Rezeptorblocker ebenfalls probiert werden können. Ist eine Symptomkontrolle bereits mit diesen Anti-Refluxpräparaten erreicht, sind keine PPI nötig.

Die Bedeutung von H2-Rezeptorantagnisten ist mit dem breitflächigen Einsatz von PPI in den letzten Jahren gesunken, klinisch relevant sind nur noch Ranitidin und Famotidin. Die Arzneistoffe blockieren die Histamin-vermittelte Säureausschüttung. Die Auswirkungen von Gastrin oder dem Vagusnerv auf die Säureproduktion bleiben hingegen unberührt.

Aktuell ruht die Zulassung von Ranitidin wegen Verunreinigungen im Herstellungsprozess.

H2-Rezeptorantagonisten im Beratungsgespräch
● in der Selbstmedikation ist Ranitidin mit einer Dosierung von 75 Milligramm erhältlich, die Einnahme kann bis zu vier Filmtabletten pro Tag erfolgen
● bei nächtlichem Reflux soll die Einnahme unbedingt abends erfolgen
● H2-Rezeptorantagonisten erhöhen den Magen-pH, so kommt es zu Wechselwirkungen mit Sucralfat, Ketoconazol, Glipizid, Midazolam und Triazolam; es kann den Theophyllin-Spiegel erhöhen und die Alkoholwirkung verstärken
● bei der Stoffwechselkrankheit Porphyrie ist Ranitidin kontraindiziert

Bei Antacida handelt es sich meistens um basische Aluminium-, Calcium- und Magnesiumsalze, die überschüssige Protonen abfangen. Dazu zählen Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid und Calciumcarbonat. Die Wirkstoffe Magaldrat und Hydrotalcit, die zu den sogenannten Schichtgitterantacida gehören, binden zudem Pepsin und Gallensäuren.

Antacida im Beratungsgespräch
● die Einnahme von Antacida sollte immer mit zweistündigem Abstand zu Milchprodukten, calciumreichen Lebensmitteln und bestimmten Arzneistoffen wie Tetrazyklinen oder Schilddrüsenhormonen erfolgen
● Antacida heben den Magen-pH kurzfristig an, es kann also zu Interaktionen mit Arzneistoffen kommen, die einen nüchternen pH-Wert zur Aufnahme benötigen
● der Einsatz von Aluminiumhydroxid wird immer wieder kontrovers diskutiert, gesichert ist bislang lediglich Verstopfung und Darmmotilitätsstörungen als Nebenwirkung
● der Aluminiumgehalt in Schichtgitter-Antacida ist geringer
● hohe Dosen Magnesiumhydroxid führen zu Durchfällen und Elektrolytverschiebungen im Magnesium-Kalium-Haushalt
● beim Einsatz von Calciumcarbonat entsteht viel CO2, wodurch es zu Blähungen und Aufstoßen kommen kann
● einige Antacida sind bei Niereninsuffizienz kontraindiziert oder sollten in der Dosis angepasst werden


Frage: Bei welchem Arzneistoff sollten sie zur nüchternen Einnahme, eine halbe Stunde vor dem Frühstück raten?

A. Esomeprazol
B. Pantoprazol
C. Ranitidin

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